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Helena Gross-Hohnacker, geb. Baranowska, *1897

deportiert 1941
ermordet in Minsk


Falkenstr. 45
Bremen-Mitte
ehemalige Straßenbezeichnung: Weinstr. 10

Helena Gross-Hohnacker

geb. 21.12.1897

Helene Groß-Hohnacker wurde in Tschita im Oblast Transbaikalien in Russland geboren. Dort heiratete sie am 29.2.1920 den deutschen Staatsangehörigen Ludwig Wilhelm Groß-Hohnacker (geb. 7.5.1896 in Bonn); beide waren konfessionslos.

In der sibirischen Stadt lebten damals etwa 1.200 Juden. Während der Zeit der Fernöst- lichen Republik (1920-1922) konnten Juden dort weitgehend unbehelligt leben und trugen viel zur Entwicklung der Region bei. Unter Stalins Herrschaft wurde die jüdische Gemeinschaft verboten, doch ist der Grund, warum das Ehepaar nach Deutschland aus- wanderte, unbekannt. Seit dem 18.11.1926 war es in Bremen, Bregenzer Straße 23 gemeldet, zugezogen aus Delmenhorst. In welchem Zeitraum sie dort gelebt hatten, ist nicht bekannt. Auf der Bremer Einwohnermeldekarte ist für Helene Groß-Hohnacker „4 Großelternteile Jude, rassemäßig Jüdin“ eingetragen.

Seit dem 31.1.1936 lebte sie von ihrem Ehemann getrennt und wurde am 2.2.1939 in Hamburg geschieden. Der Scheidungsgrund könnten die außerehelichen Kinder von Ludwig Groß-Hohnacker gewesen sein. Bereits am 3.3.1939 heiratete er die Mutter seiner drei Kinder. Die Familie verzog am 9.11.1942 nach Giflitz, Kreis Waldeck.

Helene Groß-Hohnacker war zuletzt in der Weinstraße 10 gemeldet. Diese Straße existiert nicht mehr; sie lag in der Herdentors-Vorstadt und kreuzte die Steinhäuser Straße (heute in anderer Führung) und die Straße Kleine Helle.

Am 18.11.1941 wurde sie in das Ghetto Minsk deportiert. In der Deportationsliste ist sie als „di“ (Dissident) eingetragen; eine Andersdenkende, die ihre von der offiziellen Politik abweichende Meinung öffentlich äußert. Ob Helene Groß-Hohnacker deswegen oder wegen der Zuordnung als „Jüdin“ deportiert wurde, ist nicht bekannt. In Minsk wurde sie ermordet: sofern sie nicht den unmenschlichen Lebensbedingungen im Ghetto erlag, fiel sie einer der Massenmordaktionen zum Opfer, die Ende 1942 begannen.

Verfasserin: Barbara Ebeling (2015)

Informationsquellen:
StA Bremen Einwohnermeldekartei
Rohdenburg/Sommer (Hrsg.): „Judendeportationen“, Bremen 2009
wikipedia.org./wiki/Tschita
wikipedia.org./wiki/Dissident

Anmerkung:
Der Stolperstein ist bei Bauarbeiten abhanden gekommen. Eine Nachverlegung ist geplant.

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Minsk