Sie befinden sich hier | Kapitelüberschrift  Stolpersteine Biografie
Schriftgroesse verkleinern Schriftgroesse normal Schriftgroesse vergrössern
Diese Seite ausdrucken

Kurt Elvers, *1919

verhaftet 1944 wegen "Wehrkraftzersetzung"
hingerichtet 20.2.1945 in Hamburg-Höltigbaum


Am Wandrahm 23
Bremen-Mitte

Kurt Elvers

Kurt Elvers
geb. 19.9.1919 in Hamburg

Kurt Elvers wurde am 19.9.1919 in Hamburg geboren, wo sein Vater eine Bauschlosserei betrieb. Dieser stammte aus dem Kreis Lüneburg, die Mutter kam aus Wandsbek. Kurt Elvers wollte das Geschäft seines Vaters fortführen und machte daher eine Lehre als Bauschlosser, die er mit der Gesellenprüfung 1939 abschloss.

Danach wurde er im August 1939 zur Wehrmacht einberufen und war bis Anfang 1941 in der Normandie stationiert, anschließend in Polen und in der Sowjetunion. Im Oktober 1941 durch einen Querschläger am Oberarm verletzt kam er im Januar 1942 nach Bremen. Er nahm während seiner Rehabilitation an einem Wettbewerb für Freizeitgestaltung teil, gewann den ersten Preis und wurde durch Vermittlung seiner Kompanie zur Nordischen Kunsthochschule in Bremen zugelassen, wo er im Mai 1944 mit dem Studium begann.

Er erwies sich nach Einschätzung seiner Professoren und Kommilitonen als eifrig und talentiert, aber auch als kritisch gegenüber dem NS-Regime. Er berichtete über seine Erfahrungen als Soldat und machte deutlich, nicht den Heldentod sterben zu wollen.

Als er im Sommer 1944 von dem missglückten Attentat auf Hitler erfuhr, soll er sich gegenüber Mitstudenten mit den Worten geäußert haben "Schade, dass es nicht geklappt hat, sonst hätten wir jetzt Frieden". Aus dem Kreis der Kommilitonen wurde er bei der Gestapo denunziert.

Es kam zum Prozess vor einem Kriegsgericht in Verden, wo er am 30.10.1944 zum Tode verurteilt wurde. Interventionen seines Vaters und einiger Professoren blieben erfolglos; eine Begnadigung fand nicht statt. Am 20.2.1945 wurde Kurt Elvers in Hamburg-Höltigbaum erschossen.

Nach dem Krieg wurde der Hauptdenunziant im Rahmen der Entnazifizierung zwar zu drei Jahren Arbeitslager verurteilt, musste die Strafe aber nicht antreten; die anderen Beteiligten blieben unbehelligt. Auch die Staatsanwaltschaft sah keinen Anlass zum Eingreifen.

Groteskerweise wurden der damalige Leiter der Hochschule und sein Stellvertreter - beide schon vor 1933 Mitglieder der NSDAP - später als von den Nationalsozialisten verfolgte "entartete" Künstler präsentiert.


Verfasser:
Dr. Klaus Eissing (2011)

Informationsquellen:
Hans Hesse, "Schade, dass es nicht geklappt hat, sonst hätten wir jetzt Frieden" in VIER, Das Magazin der Hochschule für Künste, Bremen, Heft 1/2010, S. 87-88