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Leo Drabent, *1899

verhaftet 1943 Zuchthaus Brandenburg-Görden
hingerichtet 20.11.1944


Wilmannsberg 26
Bremen-Vegesack
ehemalige Straßenbezeichnung: Poststr. 26

Leo Drabent

geb. 15.6.1899 in Blumenthal

Leo Drabent entstammte einer Arbeiterfamilie. Seine Mutter betrieb eine Wäscherei und sorgte damit für den Unterhalt ihrer fünf Kinder. Er trug nach dem Schulunterricht Wäsche für seine Mutter aus. Nach Beendigung der Volksschulzeit erlernte er das Dreherhandwerk. Erst ab 1934 fand er Anstellungen als Dreher in Bremerhaven und Bremen.

1917 malte der 18-Jährige Antikriegslosungen an Mauern und Zäune, und setzte mit seinen Kollegen die Herabsetzung der Lehrzeit auf vier Jahre durch. Im gleichen Jahr wurde er im Ersten Weltkrieg zum Militär eingezogen und diente an der Westfront. Im Oktober 1918 schwer verwundet, wurde er mit dem Eisernen Kreuz II ausgezeichnet. Im April 1919 folgte die Entlassung aus dem Militärdienst.

Leo Drabent heiratete 1920 Marianne Szymczak (geb. 1899) und wurde Vater einer Tochter. Sein Leben war in den Folgejahren von Arbeitslosigkeit geprägt. Das Ehepaar trat 1923 der KPD bei und beteiligte sich aktiv an der Parteiarbeit. Aufgrund seiner Arbeitslosigkeit intensivierte Leo Drabent seine Mitwirkung, er wurde politischer Leiter des Unterbezirks Bremen, gehörte dem Gemeinderat in Grohn und dem Kreistag in Blumenthal an. Er trat verschiedenen kommunistischen Vereinigungen bei, u.a. dem Kampfbund gegen den Faschismus, der 1930 gegründet worden war. 1931 besuchte er die Reichsparteischule der KPD in Berlin.

Er galt als Redetalent und versierter Diskussionsredner auf Versammlungen. Weil er in Wahlversammlungen der NSDAP als Gegenreferent auftrat und deren arbeiterfeindliche Politik entlarvte, folgte im Mai 1933 seine Festnahme. In den Konzentrationslagern Brandenburg, Oranienburg und Elisenau wurde er gefoltert. Nach seiner Entlassung, elf Monate später, fand er Arbeit auf der Werft A.G. Weser. Seine Frau wurde ebenfalls verhaftet und erst 1934 entlassen.

Ab 1935 setzten er und seine Frau sich für den illegalen Aufbau der KPD ein. Beide wurden im Juli 1936 wegen „Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens“ verhaftet. Marianne Drabent wurde nach knapp drei Wochen entlassen, Leo Drabent jedoch zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Die Strafe verbüßte er bis zum 28.7.1939. Nach seiner Entlassung aus dem Zuchthaus warb er weiterhin für die kommunistischen Ziele. Zusammen mit seinem Freund Hans Neumann baute er ein Netzwerk auf, das in Verbindung mit Widerstandsgruppen in Hamburg stand. Mit Flugblättern riefen sie später zur raschen Kriegsbeendigung auf.

Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs machte Leo Drabent gegenüber Dritten auch weiterhin keinen Hehl aus seiner politischen Einstellung. Er führte politische Gespräche unter anderem in Gaststätten. Mit Beginn des Überfalls der Wehrmacht auf die Sowjetunion, hoffte er auf den Sieg der Bolschewisten.

Am 29.3.1943 wurden Leo Drabent, seine Frau Marianne, sowie die Freunde und Mitstreiter Hans Neumann, Hermann Cornelius und Ernst H. Chr. Uecker von der Gestapo verhaftet. Am 13.10.1944 wurden er und Hans Neumann vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Die Urteilsbegründung lautete auf „Zersetzung der Widerstandskraft des deutschen Volkes durch kommunistische Propaganda". Am 20.11.1944 wurden beide im Zuchthaus Brandenburg-Görden mit dem Fallbeil hingerichtet.

Das Verfahren gegen Marianne Drabent, die im Bremer Untersuchungsgefängnis einsaß, wurde am 23.11.1943 aus Mangel an Beweisen eingestellt. Hermann Cornelius und Ernst H. Chr. Uecker erhielten mehrjährige Freiheitsstrafen. Hermann Cornelius starb am 25.2.1945 im Zuchthaus Celle an den Folgen der Misshandlungen durch die Gestapo und der schweren körperlichen Belastung im Außenkommando des Zuchthauses.

Raimund Gäbelein / Kornelia Renemann (2023)

Informationsquellen:
StA Bremen, Akten 4.54 E-11679; 4.54 E-6151; 7,1086-241
Hundertmark, Willy / Pfarr, Jakob (Hrsg.): Antifaschistischer Widerstand 1933-1945 in Bremen, Bremen 1974

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Politisch Verfolgte