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Willy Kulla, *1908

verhaftet 6.9.1935 wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" Zuchthaus Celle
ab 1942 im Strafbataillon/tot 16.2.1945 in Kroatien


Zschörner Str. 12
Bremen-Blumenthal

Willy Kulla

Willy Kulla
geb. 29.10.1908 in Brühl bei Köln

Willy Kulla wohnte mit seiner 1911 in Ostpreußen geborenen Ehefrau Johanne, geb. Zeising, und seinen drei Kindern Silvia, Wilfried und Hasso im Haus Zschörnerstraße 12.

Als Antifaschist und KPD-Mitglied wurde Willy Kulla in Blumenthal verfolgt, im Zuchthaus Celle gequält und schließlich vom NS-Staat in eine der so genannten „Wehrunwürdigen“-Brigaden der Ersatz-Bataillone kommandiert. Er fiel in den letzten Kriegstagen des Zweiten Weltkrieges.

Willy Kulla war bei der Bremer-Wollkämmerei (BWK) an der Landrat-Christian-Straße als Arbeiter beschäftigt. Er war aktives Mitglied der Roten Hilfe und des Rotfrontkämpferbundes und damit erklärter Gegner der Nationalsozialisten. In der Nachbarschaft war er weniger als Kommunist bekannt denn einfach als netter und hilfsbereiter junger Mann. Berichten zufolge trat er stets zuvorkommend auf.

Nachdem er bei der illegalen Verteilung von Flugblättern der verbotenen KPD auf dem Gelände der BWK entdeckt worden war, wurde er 1935 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ verhaftet und 1936 zu zwei Jahren und sechs Monaten Zuchthaus verurteilt. Trotz „verschärfter“ Verhöre hat er weder während der Haftzeit in Blumenthal noch in Celle Genossen verraten. „Er hat dicht gehalten“, so erinnert man sich bis heute in seiner Familie.

Nach der Entlassung aus dem Zuchthaus Celle stand er in Blumenthal unter Polizeiaufsicht, arbeitete wieder bei der BWK und lebte knapp vier Jahre weiter mit seiner Familie in der Zschörnerstraße 12. Sein Sohn Wilfried erzählt von einem liebevollen Vater, der sich um die schulische Entwicklung seiner Kinder kümmerte, die Schuhe besohlte, Mundharmonika spielte und nach einem langen heißen Arbeitstag im Sommer noch mit Frau und Kindern am Weserstrand baden ging.

Am 2.10.1942 hob das Oberkommando der Wehrmacht seine „Wehrunwürdigkeit“ auf („wehrunwürdig“ waren Oppositionelle und sog. Kriegstäter, aber auch Personen, die gegen die nationalsozialistischen Rassengesetze verstoßen hatten). Sechs Wochen später, sein jüngster Sohn Hasso war kaum drei Monate alt, Sohn Wilfried sieben und Tochter Silvia zehn Jahre alt, wurde Willy Kulla am 15.11.1942 zum berüchtigten Infanterie-Ersatzbataillon 500 angeblich zur „Frontbewährung“ eingezogen, einer Strafdivision. In diesen Strafbataillonen wurden die Soldaten nicht nur in extrem gefahrvolle Einsätze geschickt, sondern auch durch verschärfte Dienstbedingungen gedemütigt. Nach einer Dienstzeit beim Afrika-Schützenregiment kam er im Juni 1943 mit dem 9. Festungs-Infanterie-Bataillon 999 nach Kroatien.

Seine Familie sah er nicht wieder. Die Kinder erinnern sich an harte Zeiten, die folgten, aber auch an ihre Freude über Willys Briefe an seine Frau und die Kinder, auf deren Umschläge er mit künstlerischem Talent wunderschöne Bilder gezeichnet hatte.

Willy Kulla fiel im Alter von 36 Jahren am 16.2.1945 bei Bad Batrovici in Kroatien.


Verfasserin:
Monika Eichmann (2010)

Informationsquellen:
Antifaschistischer Widerstand in Bremen. Eine Dokumentation für die Ausstellung „Antifaschistischer Widerstand“, Bremen o. J. (Ausstellung 1974), S. 64
Staatsarchiv Bremen, Akte 4,54-E6220
Gespräche mit Angehörigen

Abbildungsnachweis: Privatbesitz

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Politisch Verfolgte