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Lüder Winters, *1882

IM WIDERSTAND / KPD / SEIT 1936 MEHRMALS „SCHUTZHAFT“
1944 NEUENGAMME / ERMORDET


Hegemannstraße 1
Bremen-Walle
ehemalige Straßenbezeichnung: Rundestraße 1

Verlegedatum: 18.11.2019

Lüder Winters


Lüder Winters kam am 26.1.1882 als Sohn des Tabakarbeiters Lüder Winters und seiner Frau Katharina, geb. Bödeker, in Bremen zur Welt. Da der Vater bereits 1884 starb, musste die Mutter ihre Kinder als Waschfrau ernähren.

Lüder Winters erlernte den Beruf des Maschinenschlossers. 1914 fand er Arbeit in den Carl-Zeiss-Werken in Jena. Im Ersten Weltkrieg wurde er eingezogen und musste von Sommer 1915 bis Frühjahr 1917 dienen. Anschließend wurde er Redakteur der USPD-Zeitung „Die Freiheit“ sowie Schriftleiter der kommunistischen Zeitschrift „Der Kämpfer in Chemnitz“.

1926 hatte er in Jena Marie Walter geheiratet. Sie brachte einen Sohn mit in die Ehe. Lüder Winters siedelte mit seiner Familie 1933 nach Bremen in die Rundestraße 43 (heute Hegemannstraße 1) um, wo er ein Kolonialwarengeschäft betrieb.

Lüder Winters war sein ganzes Leben lang politisch engagiert, sei es als Soldatenrat im Ersten Weltkrieg oder als aktives Parteimitglied. Von 1904 bis 1915 war er Mitglied der SPD, von 1915 bis 1919 der USPD und von 1919 bis zum Parteiverbot 1933 der KPD. Er engagierte sich im Metallarbeiterverband (1904-1920), dann im Angestelltenverband (1920-1929), und er war Mitglied der Genossenschaft der Freidenker (1912-1933).

1929 wurde er zum Stadtverordneten und 1929 zum Bürgermeister in Limbach/Sachsen gewählt. Er war damit der einzige KPD-Bürgermeister im Deutschen Reich. Sofort nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde er aus diesem Amt entfernt und in „Schutzhaft“ genommen. Dazu erklärte seine Witwe im späteren Entschädigungsverfahren:

"Mein Mann […] wurde im März 1933 als Bürgermeister fristlos entlassen, verhaftet und am 9.6. aus dem Gefängnis entlassen. Bei der Verhaftung wurde er schwer misshandelt. Er hat drei Wochen im Krankenhaus gelegen; die Kosten musste er selber bezahlen."

Nach seiner Entlassung zog Lüder Winters mit Frau und Kind nach Bremen und blieb auch dort politisch aktiv. Am 16.7.1936 wurde er wegen eines Vortrags bei den Guttemplern über eine frühere Russlandreise erneut verhaftet, in die Konzentrationslager Esterwegen und Sachsenhausen überstellt und erst im Oktober 1937 wieder entlassen. Im August 1938 erfolgte die nächste Verhaftung. Im Bremer Hafen hatte es 1937 und 1938 mehrere Explosionen und Brände auf Schiffen gegeben, welche die Gestapo der schon unter Beobachtung stehenden kommunistischen Gruppe unter Leitung von Willy Müller zurechnete. Ohne dass seine Beteiligung an dieser Aktion nachgewiesen werden konnte, wurde Lüder Winters in „Schutzhaft“ genommen, zunächst im Gefangenenhaus Ostertorwache und von dort 1939 in das KZ Sachsenhausen überstellt.

Mittlerweile schwer erkrankt und von vielen Misshandlungen während der Haft geschwächt, wurde er 1940 in das KZ Dachau verlegt und verblieb dort bis zum Herbst 1944. Die letzte Haftzeit bis April 1945 verbrachte er im KZ Neuengamme. Von dort erhielt seine Frau am 25.2.1945 einen letzten Brief.

Als das Lager angesichts der nahenden alliierten Truppen geräumt wurde, wurde Lüder Winters zusammen mit 3.000 weiteren Häftlingen in einem Krankentransport in das Kriegsgefangenenlager Sandbostel verlegt.

Seine Todesumstände sind ungeklärt: Ob er in Sandbostel oder bereits auf dem Weg dorthin gestorben ist, lässt sich nicht mehr überprüfen; es ist anzunehmen, dass er in einem der Massengräber in Sandbostel liegt.

Michael Berthold (2019)

Informationsquellen:
StA Bremen 4,54-E713, Einwohnermeldekartei
Marßolek, Inge/Ott, René: Bremen im Dritten Reich, Bremen 1986

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Politisch Verfolgte