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Daniel Bischof, *1882

ZEUGE JEHOVAS, VERHAFTET 1936, 1937 SACHSENHAUSEN, 1940 DACHAU, „VERLEGT“ 15.1.1942, SCHLOSS HARTHEIM
ERMORDET 15.1.1942


Lehnstedter Straße 2
Bremen-Neustadt

Verlegedatum: 13.10.2020

Daniel Bischof


Daniel Bischof wurde 1882 in Bremen geboren. Ab 1904 wohnte er im Lambertihof 3, ab 1914 dann in der Lehnstedter Straße 2. Daniel Bischof war 30 Jahre lang bei der Firma Brandt und Denker, Georgstraße 51 und Hemmstraße 20, in der Teppichbranche als Lagerarbeiter tätig.

1908 heiratete er Anna Sonntag. Das Ehepaar bekam drei Kinder: Gustav Daniel (Jg. 1909), Walter (Jg. 1911) und Elsa (Jg. 1913).

Als Mitglied der Zeugen Jehovas wurde Daniel Bischof bereits 1933 von einem Nachbarn denunziert. Schon 1933 hatten die Nationalsozialisten die Religionsgemeinschaft Zeugen Jehovas verboten; ihre Mitglieder standen unter ständiger Beobachtung der Gestapo.
Am 2.9.1936 wurde Daniel Bischof schließlich wegen der Verbreitung von Schriften der Internationalen Bibelforscher (IBV), wie die Zeugen Jehovas in behördlichem Sprachgebrauch genannt wurden, verhaftet. Bis zum 2.9.1937 saß er im Polizeigefängnis Ostertor in Untersuchungshaft. Nach seiner Verurteilung durch das Hanseatische Sondergericht in Hamburg am 14.7.1937 zu acht Monaten Gefängnis wurde er im Konzentrationslager Sachsenhausen (2.9.1937 - 2.9.1940) inhaftiert und dann im Konzentrationslager Dachau unter der Haftnummer 16799 in „Schutzhaft“ genommen (3.9.1940 - 15.1.1942). Auf seine Haftzeit wurde die Untersuchungshaft nicht angerechnet. Die „Schutzhaft“ nach Verbüßung seiner Strafe begründete ein „Schutzhaftbefehl“ der Gestapo vom 15.7.1937 wie folgt: „... da er sich als fanatischer Anhänger der IBV nach der Freilassung wieder sofort illegal betätigen würde.“

Daniel Bischof wurde mit einem der ersten sogenannten Invalidentransporte im Rahmen der "Aktion 14f13" am 15.1.1942 in die Tötungsanstalt Schloss Hartheim bei Linz gebracht und dort vermutlich noch am selben Tag durch Gas ermordet. Die Aktion 14f13, in der Sprache des Nationalsozialismus auch als „Sonderbehandlung 14f13“ bezeichnet, betraf die Selektion und Tötung von als „krank“, „alt“ und „nicht mehr arbeitsfähig“ betitelten KZ-Häftlingen im Deutschen Reich von 1941 bis 1944. Sie wurde auch als „Invaliden- oder Häftlings-Euthanasie“ bezeichnet.

Michael Berthold (2020)

Informationsquellen:
StA Bremen 4,54-E 562, Einwohnermeldekartei
KZ-Gedenkstätte Dachau / Stiftung Bayrische Gedenkstätten, Archiv, Auskunft per E-Mail vom 11.7.2019
Archiv der Zeugen Jehovas in Selters, NS-Opfer mit Bezug zum Land Bremen aus der NS-Opfergruppe der Religionsge-
meinschaft Jehovas Zeugen, Datenabfrage vom 29.7.2018

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Jehovas Zeugen