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Jakob de Vries, *1882

VERHAFTET 1936, BUCHENWALD, "VERLEGT" 30.3.1942, BERNBURG,
ERMORDET 30.3.1942


Regensburger Straße 109
Bremen-Findorff

Verlegedatum: 14.06.2022

Jakob de Vries

Jakob de Vries
Jacob de Vries wurde am 18.1.1882 in Emden als Sohn von Isaak und Focktje de Vries geboren. Die Familie war jüdischen Glaubens. Nach seiner Schulzeit durchlief Jakob de Vries eine Bäckerlehre. 1911 heirate er in Boesingfeld/Lippe Lina Kleefeld (geb. 1879) und eröffnete in Hameln in der Emmernstraße 11 seine eigene Bäckerei, die er bis 1914, als er zum Kriegsdienst eingezogen wurde, führte. 1912 wurde die gemeinsame Tochter Hilde geboren. Nach Kriegsende gründete er mit seinem Schwager in Düsseldorf das Eisen- und Metallgeschäft „Kleeberg & Co.“.

Die Ehe wurde 1924 geschieden, und Jakob de Vries’ Kontakt zu seiner geschiedenen Ehefrau und der Tochter riss ab. 1930 zog er zu seiner Schwester nach Bremen in die Regensburger Straße 109 und war im Viehhandel tätig.

Aufgrund der antijüdischen Repressionen in Deutschland zog Jakob de Vries am 13.3.1936 In die Niederlande. Aus unbekanntem Grund kehrte er aber wenig später, am 13.5.1936 nach Bremen zurück und war in der Osterholzer Straße 3 gemeldet (diese Straße existiert heute nicht mehr). Nur eine Woche später, am 20.5.1936 wurde er von der Gestapo, da es ein Rückwanderungsverbot gab, als Remigrant verhaftet und im Konzentrationslager Buchenwald unter der Häftlingsnummer 8888/2638 als „Schulungshäftling“ inhaftiert. Von dort wurde er am 24.10.1940 in das Konzentrationslager Dachau verlegt (Häftlingsnummer 20707), von wo er am 12.7.1941 nach Buchenwald zurück geschickt wurde (Häftlingsnummer 8436). Aufgrund von Überfüllung wurden wiederholt Häftlinge aus Buchenwald in andere Lager verlegt. Jakob de Vries wurde am 30.3.1942 im Rahmen der „Aktion 14f13“ (Ermordung von "ausgemusterten" KZ-Häftlingen) in die Tötungsanstalt Bernburg/Saale gebracht und am selben Tag durch Gas ermordet.

In Bernburg bestanden die nötigen Kapazitäten für das Mordprogramm aufgrund seiner Funktion im Rahmen des (1941 angeblich ausgelaufenen) "Euthanasieprogramms T4“. Im Rahmen der „Aktion 14f13“ starben dort etwa 5.000 Männer und Frauen aus den Konzentrationslagern Buchenwald, Flossenbürg, Groß-Rosen, Neuengamme, Ravens-brück und Sachsenhausen. Zu den Opfern gehörten nach den Haftgründen neben Jüdinnen und Juden auch Sinti und Roma, Zeuginnen und Zeugen Jehovas, sog. Asoziale, als "Berufsverbrecher" Inhaftierte und Homosexuelle.

Über den Lebensweg von Lina de Vries und ihrer Tochter Hilda ist nichts bekannt. Hilde, die sich nun Hilda nannte, verheiratete Halpern, lebte nach dem Krieg in den USA.


Verfasser:
Michael Berthold (2020)

Informationsquellen:
Einwohner Meldekarte Bremen
Staatsarchiv Bremen, E 4,54 – 11086
Auskunft Standesamt und Archiv Extertal
Auskunft Stadtarchiv Hameln
Homepage der Gedenkstaette Bernburg: https://gedenkstaette-bernburg.sachsen-anhalt.de/geschichte/