Sie befinden sich hier | Kapitelüberschrift  Stolpersteine Biografie
Schriftgroesse verkleinern Schriftgroesse normal Schriftgroesse vergrössern
Diese Seite ausdrucken

Käthe Grünberg, geb. Israel, *1911

DEPORTIERT 1941, MINSK
ERMORDET


Isarstraße 33
Bremen-Neustadt

Verlegedatum: 14.06.2022


Isarstraße 33 - Weitere Stolpersteine:


Käthe Grünberg

Käthe Grünberg
Hugo Grünbergs Eltern kamen aus Ostfriesland. Sein Vater Adolf wurde 1867 in Weener geboren, seine Mutter Rosa 1874 in der Nähe von Leer. Sie zogen 1894 nach Bremen, wo Hugo am 11.3.1896 zur Welt kam. Er hatte zwei jüngere Schwestern: Frieda wurde 1898 geboren, Marianne 1901. Die Familie lebte in der Neustadt, zunächst in der Hohenthorstraße, später in der Weserstraße, der Friedrich-Wilhelm-Straße und schließlich von 1911 bis 1941 in der Isarstraße 33. Zehn Jahre wohnte dort auch Carl Katz, der spätere Vorsitzende der Israelitischen Gemeinde Bremen, in dem Grünbergschen Haus. Er war mit Hugos Schwester Marianne verheiratet.

Hugo Grünberg war wie sein Vater in der Firma der Familie Assenheimer tätig, die mit den Grünbergs vielfältig verwandt war. Der Produktenhandel war 1880 im Geburtshaus von Hugo gegründet worden, sein Vater Adolf war Teilhaber der Firma. Hugo arbeitete nach der Schulzeit dort als Assistent oder Handlungsgehilfe, später als Prokurist. Die Fa. Assenheimer habe ihm „Gesamtprokura“ erteilt, er sei ein leitender Angestellter gewesen. Wie immer seine Stellung in der Firma gewesen sein mag – mit deren Niedergang ab 1932, dem Boykott jüdischer Geschäfte, dem Tod des Vaters 1933, der teilweisen Liquidation bzw. Verlegung des Unternehmens nach Belgien, wurde auch Hugo Grünbergs Lage prekär. Er war sodann als Vertreter unterwegs und nahm Gelegenheitsarbeiten an, u.a. sei er bei Wind und Wetter als Fahrradkurier unterwegs gewesen und habe sich dabei eine Lungenentzündung mit anschließender Tuberkulose geholt.

Diese Ereignisse hatten aber auch positive Folgen: Er musste nicht wie die anderen jüdischen Männer nach dem November-Pogrom 1938 in das Konzentrationslager Sachsenhausen – und lernte im Krankenhaus seine künftige Frau Klara kennen, die in der Familie Käthe genannt wurde. Hugo Grünberg heiratete dann 1940 in Frankfurt/M die aus Marburg stammende Klara Israel, geboren am 20.5.1911. Deren Eltern waren Emil Israel und Flora, geborene Levi.

Hugo und Klara hatten keine Kinder. Sie lebten nur gut ein Jahr zusammen im Haus Isarstraße 33, das Hugos Mutter Rosa gehörte. Am 18.11.1941 wurden sie in das Ghetto Minsk deportiert wie Hugos Schwester Frieda Cohen mit Mann und zwei Töchtern – zusammen mit über 400 weiteren Bremer Juden. Sofern sie nicht den unmenschlichen Lebensbedingungen im Ghetto erlagen, fielen Klara und Hugo Grünberg einer der Massenmordaktionen zum Opfer, die Ende Juli 1942 begannen.

1920 war Hugo Grünberg dem SV Werder Bremen beigetreten und war dort wohl vor allem als Schiedsrichter aktiv. Nach 1933 musste er den Verein verlassen. Der Verein ehrt heute sein Andenken wie das anderer jüdischer Sportler und Funktionäre in seinen Reihen. (Vgl. dazu den Beitrag „Bremer Juden im Sport vor und nach 1933“ in diesem Band.)

Verfasser:
Franz Dwertmann (2022)

Informationsquellen:
Ettrich, Fabian: Hugo Grünberg. In: Werder im Nationalsozialismus. Bielefeld 2022, S. 181 - 192
ITS Arolsen Archives, letzte Abfrage online-Archiv am 28.3.2022
StA Bremen 4,54 – E 10791, 4,75/5-HRA1421, Einwohnermeldekarten

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Minsk