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Ilse von Riegen, *1892

eingewiesen in die "Heilanstalt" Meseritz
ermordet 13.12.1943


Clausewitzstr. 39
Bremen-Schwachhausen

Ilse von Riegen

geb. 26.6.1892

Ilse von Riegen wurde als fünftes von elf Kindern in Nordenham geboren. Schon seit früher Kindheit litt sie unter einer ausgeprägten Skoliose (Rückgratverkrümmung). Laut Information ihres älteren Bruders ist sie trotz einer Schwerhörigkeit eine gute Schülerin gewesen und hat immer viel gelesen. Ilse von Riegen blieb unverheiratet und lebte bei ihrer Mutter, die sie später auch pflegte. Nach dem plötzlichen Tod der Mutter am 3.8.1943 versuchte sie, sich das Leben zu nehmen, wurde jedoch gerettet und mit einer Kohlenmonoxidvergiftung zunächst in die Medizinische Klinik und kurz darauf in die Bremer Nervenklinik gebracht. Schon Wochen zuvor hatte Ilse von Riegen offenbar unter Depressionen gelitten, fühlte sich von der NSDAP verfolgt, konnte schlecht schlafen und war voller Angst. In der Klinik diagnostizierten die Ärzte: „Depressive Reaktion einer Schwerhörigen“ und die„Folgen einer CO-Vergiftung“. Zudem befand sie sich aufgrund ihrer körperlichen Einschränkungen – sie konnte wegen der starken Rückgratverkrümmung nur unter großen Mühen gehen – in einem apathischen und völlig erschöpften Zustand.

Wenige Wochen später, so der behandelnde Arzt,hatte sie sich „körperlich sichtlich erholt“. Bei der Visite sei sie still und ruhig, spreche „spontan fast gar nicht“, sei „aber bei Anrede freundlich“ und benehme „sich geordnet“. Für „jede Handreichung [sei] sie sehr dankbar“.

Nach der Bombenbeschädigung der Bremer Nervenklinik im November 1943 wurde Ilse von Riegen zunächst in das Kloster Blankenburg bei Oldenburg gebracht und knapp zwei Wochen später „mit Sammeltransport“ in die Tötungsanstalt Meseritz-Obrawalde. Nur drei Tage nach ihrer Ankunft starb Ilse von Riegen am 13.12.1943 im Alter von 51 Jahren. Als offizielle Todesursache notierte Anstaltsleiter Theophil Mootz, der für die Ermordung der Patienten in Meseritz-Obrawalde verantwortliche Arzt:„Herzschwäche“.

Verfasserin: Gerda Eingebracht (2017)

Informationsquellen:
Archiv Klinikum Bremen-Ost, Krankenakte Ilse von Riegen

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag "Euthanasie" / Zwangssterilisation