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Folkert Rector, *1895


Mehrfach verurteilt, Zuchthaus Celle, KZ Neuengamme, Tot 17.1.1943


Furtstraße 8
Bremen-Vegesack

Folkert Rector

Folkert Rector

Folkert Rector (auch Recktor) wurde am 7.2.1895 als Sohn von Hauke Rector, geborene Meyer, und Gerd Rector in Nesse bei Dornum in Ostfriesland geboren. Er besuchte bis 1909 die dortige Volksschule.

Im Jahr 1910 wurde er durch das Landgericht Norden erstmals wegen Diebstahls und Bettelei verurteilt, weitere Verurteilungen folgten im Jahr 1911. Von 1911-1913 war er in der Erziehungsanstalt Kalandshof in Rotenburg/Wümme untergebracht. In seinem handgeschriebenen Lebenslauf vom 1.3.1938 erwähnte Rector, dass er nach seiner Schulzeit als Kellner arbeitete.

1914 in die Reichswehr eingezogen und sowohl an der West- als auch an der Ostfront eingesetzt, wurde er 1917 wegen „Zusammenbruchs,“ wie er im oben genannten Lebenslauf formulierte, aus der Armee entlassen.

In den Jahren 1919 bis 1924 wurde Rector immer wieder straffällig, meist wegen Diebstahls, aber auch wegen Beamtenbeleidigung und Hausfriedensbruch.

Am 16.5.1931 heiratete er Lucie Ravens aus Aumund, einige Monate später, am 22.10.1931 wurde die Tochter Frieda geboren. Die Ehe wurde am 31.03.38 vor dem Landgericht Bremen wieder geschieden.

Nach der Heirat erfolgten von 1932 bis 1935 weitere Verurteilungen wegen Rückfalldiebstahl. Ab April 1937 war Rector bei der Grohner Wandplattenfabrik beschäftigt, im November 1938 wechselte er zum Bremer Vulkan.

Vom 25.2.1938 bis zum 21.3.1940 stand er als „Berufsverbrecher“ unter polizeilicher Aufsicht. Als "Berufsverbrecher" bezeichnete die NS-Justiz eine Person, die innerhalb von fünf Jahren mindestens dreimal zu einer sechsmonatigen Freiheitsstrafe verurteilt worden war – meist wegen kleinerer Eigentumsdelikte. Polizeiliche planmäßige Überwachung war ein Instrument des NS-Regimes, mit dem die Kriminalpolizei Menschen ohne richterlichen Beschluss überwachen konnte. Gegenüber der Polizei beklagte Rector sich darüber, dass er wegen der häufigen Kontrollen immer wieder die Wohnung verlor. Aufgrund seiner Eingaben und Fürsprache des zuständigen Polizisten wurde die polizeiliche Aufsicht schließlich aufgehoben.

Am 1.4.1942 kam es vor dem Landgericht Verden zu einer letzten Verurteilung wegen Diebstahls im Rückfall zu einem Jahr und sechs Monaten Zuchthaus, außerdem wurden Unterbringung in einer Heil- und Pflegeanstalt und Sicherungsverwahrung angeordnet.

Die Strafe trat er am 1.5.1942 im Zuchthaus Celle an. Im September 1942 hatten der NS-Justizminister, Otto Georg Thierack, und der Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei, Heinrich Himmler vereinbart, Sicherungsverwahrte („SVer“) in Konzentrationslager einzuliefern. Dort sollten sie der „Vernichtung durch Arbeit“ zugeführt werden. Folkert Rector wurde am 7.1.1943 in das KZ Neuengamme eingeliefert.

Am 17.1.1943 starb er laut Sterberegister und Reviertotenbucheintrag angeblich an Herz- und Kreislaufversagen infolge eines Magen- und Darmkatarrhs im Krankenrevier des Konzentrationslagers Neuengamme.

Detlef Lamperski (2025)

Informationsquellen:
StA Bremen, Akten 4.14/4, 510 (Personalakte der Polizeidirektion der Freien Hansestadt Bremen Nr. 168318), 4,60/5-5165, Einwohnermeldekartei
Auskunft Archiv KZ-Gedenkstätte Neuengamme vom 24.2.2025
www.lernwerkstatt-neuengamme.de/medien/pdf/ha2_1_2_thm_2347.pdf vom 18.6.2025
NLA Abteilung Stade, Rep. 304/6, acc. 2010/65 Nr. 2258
Arolsen Archives

Abbildungsnachweis: StA Bremen (kriminalpol. Foto)