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Alban Grohe, *1895

1942 Verurteilung "Vorbereitung zum Hochverrat", Tot 22.4.1945 KZ Mauthausen


Utbremer Straße 61
Bremen-Walle

Alban Grohe


Alban Hugo Grohe wurde am 6.11.1895 in Heiligenstadt geboren (Eltern: Bernhard und Caroline, geb. Güttier). 1905 zog die Familie nach Bremen, sein Vater war als Schneider Vor dem Steintor 100 tätig.
Zum Ende des Ersten Weltkrieges führte Alban Grohe ein Agentur- und Kommissionsgeschäft in der Hemelinger Straße 64. Mit 23 Jahren heiratete er in Bremen am 19.3.1919 Else Remmert (Jg. 1894, geb. in Bielefeld). Das Ehepaar verließ Bremen 1923. Ihr einziger Sohn Bernhard Wolfgang wurde in Wilhelmshaven geboren (Jg. 1923). Von Rüstringen aus zog die Familie 1925 erneut nach Bremen und wohnte in der Utbremer Straße 61.

Alban Grohe war Kaufmann in festen Angestelltenverhältnissen. Ab 1932 gründete er einen Reklameverlag mit Sitz in der Utbremer Straße 61 von dessen Einkünften er gut leben konnte. Rückläufige Einkünfte zwangen ihn 1936 seine Ersparnisse anzugreifen, um die Familie zu ernähren. 1939 gab er die Selbständigkeit auf und fand eine Beschäftigung als Buchhalter. Am 1.11.40 wurde er Hauptbuchhalter bei der Weser Flugzeugbau mit einem monatlichen Gehalt von 335 RM.

Alban Grohes Sohn sagte im Wiedergutmachungsverfahren nach dem Krieg aus, dass das politische Interesse seines Vaters dem eines durchschnittlich interessierten Bürgers entsprochen habe. Sofern eine Partei „handelspolitisch international eingestellt“ war, habe er sie gewählt. Bei der Reichspräsidentenwahl 1932 habe er „dem Führer“ seine Stimme gegeben. 1937 wurde er Mitglied in der NSDAP. Schied hingegen im Dezember 1938 wieder aus, weil er wegen „der schlechten wirtschaftlichen Lage“ die Beiträge nicht mehr aufbringen konnte.

Wie groß sein politisches Interesse war, lässt sich aus heutiger Sicht nur schwer beurteilen. 1934 legte er der Regierung einen Arbeitsbeschaffungsplan vor. Sinn und Zweck erschließt sich heute nicht mehr. 1941 begann er mit Aktivitäten gegen das NS-Regime. Er verfasste einen Aufruf „dem weiteren Treiben des Hilterismus ein Ende zu bereiten“. Er forderte die Bildung einer deutschen Regierung im Ausland. Mit Unterstützung der Westmächte solle eine „neue Ordnung geschaffen werden“. Mit Schreibmaschine und Vervielfältigungsapparat erstellte Alban Grohe 12 Abzüge seines Aufrufs und versandte sie im Januar 1941 an Persönlichkeiten, die im wirtschaftlichen Leben Bremens eine führende Rolle spielten. Weitere Abzüge gingen an Generalluftzeugmeister Udet und für die englische Regierung an das „Rotterdamsche Nieuwsblad“. Wegen seiner staatsfeindlichen Äußerungen entließ ihn die Weser Flugzeugbau am 23.4.1941 fristlos. Am 8.7.1941 wurde er verhaftet. Bei einer Hausdurchsuchung fand man weitere Schriftstücke, die seine "staatsfeindliche Gesinnung" belegten. Zudem wurden von der Ehefrau weitere Unterlagen der Polizei überreicht.

Die Ehe war zerrüttet. Während Alban Grohe im Gefangenhaus Ostertorwache in Untersuchungshaft saß, klagte seine Frau auf Unterhalt für den gemeinsamen Sohn. Sie vermutete, dass er aus einer Erbschaft über Vermögen verfüge. Für sie war dies der Weg, ihre schwierige finanzielle Situation in den Griff zu bekommen. Ihr Einkommen als Verkäuferin war gering. In einer nicht öffentlichen Sitzung der Zivilkammer 3a des Landgerichts Bremen wurde Alban Grohe am 30.7.1941 verurteilt, zu monatlich 30 RM Unterhalt für seinen Sohn.

Am 8.4.1942 verurteilte der Volksgerichtshof Berlin Alban Grohe wegen "Vorbereitung zum Hochverrat und landesverräterischer Begünstigung des Feindes" zu lebenslangem Zuchthaus und Entzug der bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebenszeit. Ein medizinischer Sachverständiger äußerte den Gedanken, dass Alban Grohe aufgrund einer psychopathischen Veranlagung die Tragweite seiner Handlungsweise nicht restlos übersehen konnte. Nach der Urteilsverkündung wurde er in das Zuchthaus Oslebshausen überstellt. Seine Ehe wurde am 16.10.1942 geschieden.

Zwischen 1942 und 1945 war Alban Grohe dann in der Justizvollzugsanstalt Waldheim/Sachsen inhaftiert. Sie war überwiegend mit politischen Häftlingen belegt, an denen teilweise medizinische Versuche zum Vitamin A Bedarf durchgeführt wurden, was mit gesundheitlichen Folgen einherging. Danach folgte zu einem unbekannten Zeitpunkt die Deportation in das KZ Mauthausen, wo er am 22.4.1945 „zu unbekannter Stunde“ gestorben sein soll.

Verfasserin:
Kornelia Renemann (2022)

Informationsquellen:
StA Bremen 4,54 E10487, Rü5826, Einwohnermeldekartei
Bremer Adressbuch
https://www.justiz.sachsen.de
https://www.mauthausen-memorial.org
Arbeitsgemeinschaft ehemals verfolgter Sozialdemokraten Gedenkbuch (http://avs-hh.de/wp-content/uploads/2017/01/Gedenkbuch_G-H.pdf, Stand Dez. 2019)