Biografie im Erinnerungsportal, kein Stolperstein vorhanden
Johanne Meyer, geb. Meyer, *1878
1941 deportiert Ghetto Minsk, Ermordet
Bremen-Mitte
ehemalige Straßenbezeichnung: Lützower Straße 7
Johanne Meyer
Johanne Meyer wurde am 15.6.1878 in Aumund geboren, als Tochter des jüdischen Kaufmanns Moses Selig Meyer und seiner Frau Mathilde, geb. Hahn. Sie hatte einen Bruder, Wilhelm und eine Schwester, Caroline. Der Großvater von Johanne, Selig Meyer, war Vorsteher der Synagogengemeinde Aumund. Sein Sohn Moses, Johannes Vater, ließ sich 1846 zunächst als Schlachter in Fähr-Lobbendorf nieder. Die Familie wohnte in Aumund in der Grenzstraße 98.
Johannes Meyers Vater verstarb 1906 im Alter von 84 Jahren, die Mutter 1912 im Alter von 73 Jahren. Beide wurden auf dem jüdischen Friedhof in Schwanewede beigesetzt.
Am 31.8.1914 heirateten Johanne Meyer und Ernst Meyer. Dieser war am 26.3.1888 in Delmenhorst als Sohn von Moritz Meyer und Hannchen, geborene Israel zur Welt gekommen. Er war der Jüngste von drei Geschwistern. Moritz Meyer war von Beruf Viehhändler und Schlachter, ein Beruf, den auch sein Sohn Ernst ausübte.
Die Familie ihres Ehemannes hatte 1909 das Haus in der Lützower Straße 7 in Bremen gekauft und betrieb dort eine Schlachterei. Die Schwiegermutter war bei der Eheschließung bereits verstorben, sodass Johanne Meyer hier mit ihrem Ehemann und dem Schwiegervater lebte. 1916 verstarb dieser und Ernst Meyer betrieb nun die Schlachterei.
Bereits nach drei Jahren Ehe wurde Johanne Meyer Witwe. Ernst Meyer hatte als Landsturmmann des 4. Infanterieregiments Nr. 163 am Ersten Weltkrieg teilgenommen und war am 17.2.1917 in einem Feldlazarett in Ferin/Frankreich verstorben.
Sie bewohnte nun das Haus in der Lützower Straße alleine und sicherte sich vermutlich ihr Einkommen, indem sie Untermieter aufnahm. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten waren dies zunehmend jüdische Familien vor der Emigration oder der Deportation, so auch das Ehepaar Richard und Rosa Stein (siehe hier im Erinnerungsportal).
Auch ihre unverheiratete Schwester Caroline wohnte bei ihr, bevor diese 1937 verstarb.
Am 18.11.1941 wurde die 63-jährige Johanne Meyer, wie 443 jüdische Einwohner Bremens, in das Ghetto Minsk deportiert und dort ermordet. Sofern sie nicht den unmenschlichen Lebensbedingungen im Ghetto erlag, fiel sie einer der Massenmordaktionen, die Ende Juli 1942 begannen, zum Opfer.
Ihr Bruder Wilhelm Meyer betrieb in Kiel ein gutgehendes Bekleidungsgeschäft,das er aufgrund antisemitischer Verfolgung 1938 schließen musste. Im selben Jahr erkrankte er an Diabetes und verstarb am 12.1.1939. Seine Witwe Ida Meyer, geb. Goldschmidt, wurde im Vernichtungslager Treblinka ermordet. Für sie wurde in Kiel ein Stolperstein verlegt.
Ein Stolperstein für Johanne Meyer kann nicht verlegt werden, da die Lützower Straße nicht mehr existiert.
Christa Rödel (2025)
Informationsquellen:
StA Bremen Einwohnermeldekartei
Gedenkbuch der jüdischen Gefallenen des Dt. Heeres 1914-1918
www.ehlert.gaardian.org
Lindemann, Ingbert: Zur Geschichte von Bremen-Nord, in: Ahlers, Wiltrud/Christoffersen, Peter/Cochu, Michael/Johr, Barbara (Hrsg.): Stolpersteine in Bremen, Region Nord, Bremen 2013
Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Minsk