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Glossar

Haus Reddersen

Am 4. September 1898 wurde im Stadtteil Horn die erste bremische Pflege- und Erziehungsanstalt für körperlich und geistig behinderte Kinder und Jugendliche eröffnet. Seit 1908 hieß die Einrichtung „Haus Reddersen“ in Erinnerung an ihren Gründer, den Bremer Pädagogen Heinrich Otto Reddersen (1827-1908).

Im Haus Reddersen lebten, lernten und arbeiteten Kinder, Jugendliche, später auch Erwachsene mit ihrem Unterrichts- und Pflegepersonal.

Ab 1933 wurde das engagierte Eintreten für Kinder und Jugendliche mit geistigen und körperlichen Behinderungen vom NS-Zeitgeist der „Rassenhygiene“ überholt. „Gesunde“ Kinder mussten in der Schule lernen, den Wert von Behinderten im Mathematikunterricht zu berechnen. Wohltätigkeit schlug um in „tödliches Mitleid“.

Am 31. August 1939, genau einen Tag vor Beginn des Zweiten Weltkriegs, wurde das Haus Reddersen aufgelöst und die meisten der etwa 120 Bewohner in Einrichtungen in ganz Deutschland gebracht. Von 73 ehemaligen Haus-Reddersen-Bewohnern, die im August 1939 in die Bremer Nervenklinik verlegt worden waren, lebten am Ende des Zweiten Weltkriegs noch 25. Möglicherweise starben einige aufgrund ihrer schweren Behinderung, doch die Mehrzahl erlag den Folgen von Nahrungsentzug, Medikamentenüberdosierung und mangelnder Pflege.

1978 wurde der einst repräsentative Gebäudekomplex im Luisental 5 abgerissen. Heute befindet sich dort eine Seniorenresidenz der Bremer Heimstiftung.


Quellen / Weitere Informationen:
Gerda Engelbracht, Das Haus Reddersen. Zur Geschichte der ersten bremischen Pflege und Erziehungsanstalt für geistig und körperlich behinderte Kinder und Jugendliche. Bremen 1995.


Gerda Engelbracht (2011)


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