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Glossar

Sachsenhausen (Konzentrationslager)

Das Konzentrationslager Sachsenhausen war ursprünglich als Lager für die Reichshauptstadt sowie Nord- und Ostdeutschland vorgesehen. Es wurde 1936 von Häftlingen aus den Emslandlagern in der Nähe von Oranienburg (25 km nördlich Berlins) gebaut. Es sollte nach den Worten Himmlers ein „vollkommen modernes, vollkommen neuzeitliches Konzentrationslager“ sein. 1938 wurde zusätzlich die Verwaltungszentrale des gesamten KZ-Systems hierher verlegt.

1938 wurde von der SS in der Nähe des Lagers ein riesiges Klinkerwerk errichtet. Durch Schwerstarbeit wurden die Häftlinge hier in den Tod getrieben. Weitere Außenlager folgten ab 1942. Insgesamt waren mehr als 200.000 Menschen im Lager inhaftiert. Häftlinge waren zunächst politische Gegner des NS-Regimes, dann in immer größerer Zahl Angehörige der von den Nationalsozialisten als „rassisch“ oder biologisch minderwertig erklärten Gruppen und ab 1939 zunehmend Bürger der besetzten Staaten Europas. Nach dem Novemberpogrom 1938 kamen mehr als 6.000 Juden in das Lager.

Im August 1941 wurde eine Massenerschießungsanlage errichtet, in der dann mindestens 13.000 sowjetische Kriegsgefangene hingerichtet wurden. Mehrere Zehntausend Menschen wurden insgesamt umgebracht. Nach gegenwärtigem Forschungsstand ist von bis zu 40.000 Toten auszugehen. Am 20./21. April 1945 wurde das Hauptlager geräumt und wurden 33.000 Häftlinge auf Todesmärsche Richtung Nordwesten getrieben. Etwa 3.000 im Lager zurückgebliebene Kranke, Ärzte und Pfleger wurden am 22. April 1945 von sowjetischen und polnischen Armeeeinheiten befreit.

Nach Kriegsende wurde das Gelände bis 1950 vom sowjetischen Geheimdienst genutzt. Mehr als 60.000 Männer und Frauen waren hier interniert, von denen etwa 12.000 durch Unterernährung und Krankheiten ums Leben kamen.

Nach dem Gedenkbuch des Bundesarchivs (Online-Version) ist für 44 Juden, die in Bremen ihren Wohnsitz hatten, Sachsenhausen als Todes- oder Deportationsort angegeben. Nach dem Novemberpogrom 1938 wurden mindestens 178 jüdische Männer aus Bremen als „Schutzhäftlinge“ nach Sachsenhausen deportiert. Sie wurden Wochen später aber wieder entlassen mit der Auflage, sich um ihre Auswanderung zu bemühen.


Quellen / Weitere Informationen:
Benz (Hrsg.), Lexikon des Holocaust, München 2002

Benz/Distel (Hrsg.), Der Ort des Terrors: Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager / Bd. 3 : Sachsenhausen, Buchenwald, München 2006

Rohdenburg, Günther (Bearb.), »Judendeportationen« von Bremerinnen und Bremern während der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, 2., überarb. Aufl., Bremen 2009

Das Gedenkbuch des Bundesarchivs für die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Deutschland (1933-1945), www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/

Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, www.stiftung-bg.de/


Peter Christoffersen (2011)


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