Sie befinden sich hier | Kapitelüberschrift  Stolpersteine Biografie
Schriftgroesse verkleinern Schriftgroesse normal Schriftgroesse vergrössern
Diese Seite ausdrucken

Sally Lennhoff, *1871

deportiert 1942 nach Theresienstadt
tot 26.11.1943


Ostertorsteinweg 77
Bremen-Mitte

Sally Lennhoff

geb. 4.12.1871 in Plettenberg

Sally (Simon) Lennhoff war Schneidermeister und Textilkaufmann und betrieb seit 1899 ein gut gehendes Manufakturwaren- und Textilgeschäft in Soltau in der Marktstraße 8. Sein Geschäft war über Jahre die erste Adresse für Kleidung im Ort. Gesellschaftlich war er vielfältig engagiert, u.a. war er Mitglied im Schützenverein – er war der 100. Schützenkönig - und im Radfahrerverein. Er galt als hilfsbereit und großzügig, und schenkte jedes Jahr einem mittellosen Kind die Konfirmationskleidung.

Seine Ehefrau war Ida, geb. Rosenbach, geboren 28.3.1875 in Langwedel. Aus der Ehe stammten die beiden Töchter Paula, geboren 30.9.1900, und Selma, geboren 12.9.1901. Beide Töchter und der Ehemann von Paula (verheiratete Feilmann) arbeiteten im elterlichen Geschäft.

Im April 1933 wurde Sally Lennhoffs Geschäft boykottiert, ab 1935 war eine gewisse Kaufzurückhaltung zu spüren. Am Vormittag des 10. November 1938 fiel ohne Vorwarnung die einzige jüdische Familie, die damals in Soltau lebte, den gewalttätigen Handlungen eines Teils der Soltauer Bevölkerung zum Opfer. Sally Lennhoff und seine Familie mussten mit ansehen, wie Menschen, mit denen sie über Jahrzehnte friedlich zusammengelebt hatten, über ihren Besitz herfielen. Das Textilgeschäft wurde zerstört und die Waren ausgeräumt und später verkauft. Sally Lennhoff selbst wurde verhaftet. Er und sein Schwiegersohn verbrachten etwa vier Wochen im KZ Sachsenhausen. Zurück aus dem Konzentrationslager verkaufte er 1939 sein Haus weit unter Wert.

Seine Tochter Selma wanderte nach den Ereignissen der Pogromnacht 1938 nach England aus. Der Tochter Paula gelang mit ihrem Ehemann die Auswanderung in die USA.

Das Ehepaar Sally und Ida Lennhoff verließ Soltau und zog am 23.1.1939 nach Bremen, in den Ostertorsteinweg 77. Von hier aus wollten auch sie ihre Auswanderung betreiben.

Am 23.7.1942 wurden Ida und Sally Lennhoff in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Sally Lennhoff erlag dort am 26.11.1943 den Entbehrungen. Seine Witwe erlebte die Befreiung im Ghetto und wanderte in die USA aus. Sie starb dort im Jahr 1955.

In Soltau wurde zum Gedenken an Sally Lennhoff eine Straße nach ihm benannt:
Sally-Lennhoff-Gang.


Verfasserin:
Barbara Ebeling (2016)

Informationsquellen:
Staatsarchiv Bremen Akte 4,54-E10601
www.gymnasium-soltau.de

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Theresienstadt