Erna Rosenbaum, geb. Wolff, *1900
deportiert 1943 nach Sobibor
ermordet 9.7.1943
Reeder-Bischoff-Str. 58
Bremen-Vegesack
ehemalige Straßenbezeichnung: Bahnhofstr. 58
Reeder-Bischoff-Str. 58 - Weitere Stolpersteine:
Erna Rosenbaum
Familienbiografie
Jacob Wolff
Erna Rosenbaum, geb.Wolff
Jacob Wolff, geb. am 22.6.1865 in Vegesack, der letzte Vorsteher der Synagogengemeinde Aumund, war ein angesehener Bürger, der nicht zuletzt durch zahlreiche Stiftungen die Verbundenheit mit seiner Heimatstadt zum Ausdruck brachte.
In seinem Wohn- und Geschäftshaus Bahnhofstraße 58 (heute Reeder-Bischoff-Straße) handelte er mit Manufakturwaren, bis sein Umsatz aufgrund der Boykottaufrufe seit Beginn der NS-Zeit stark zurückging. Deshalb sah Jacob Wolff sich genötigt, sein Geschäft zunächst zu verpachten, und zwar an einen Heilpraktiker, der darin ein Reformhaus eröffnete sowie eine Praxis betrieb. Am 8.2.1939 meldete Jacob Wolff seine Firma beim Amtsgericht Bremen ab; sein Grundstück ging an Ernst Möbus über, der das Reformhaus übernahm, und wurde schließlich am 14.9.1939 „arisiert“.
Ebenso schmerzlich wie den Verlust seiner wirtschaftlichen Existenzgrundlage musste Jacob Wolff die Zerstörung des jüdischen Gemeindezentrums empfinden. Noch am Nachmittag des 10.11.1938, im Gefolge der Reichspogromnacht, steckten SA-Angehörige in aller Öffentlichkeit die Aumunder Synagoge in Brand.
Mit seiner am 12.11.1873 geborenen Frau Rosa, geb. Freudenthal, konnte Jacob Wolff bis Ende 1941 in seinem Haus bleiben, dann mussten beide in ein Bremer „Judenhaus“ in der Legion-Condor-Straße 1 (heute Parkstraße) umziehen. Am 23.7.1942 wurden sie in das Ghetto Theresienstadt deportiert.
Das Ehepaar hatte eine am 11.2.1900 in Vegesack geborene Tochter Erna. Sie lebte nach ihrer Eheschließung mit Hermann Rosenbaum (geb. 26.12.1899 in Fürth) in Halberstadt. 1939 emigrierten die Rosenbaums nach Amsterdam und wohnten dort in der Beethovenstraat 58. Im Mai 1940 besetzten deutsche Truppen die Niederlande; später wurde ein Besatzungsregime errichtet, das seit Ende 1940 die systematische Verfolgung der Juden in die Wege leitete.
Hermann und Erna Rosenbaum wurden festgenommen und über das Sammel- und Durchgangslager Westerbork in das Vernichtungslager Sobibor deportiert, wo sie am 9.7.1943 gleich nach der Ankunft ermordet wurden.
Wenige Monate nach seiner Deportation starb Jacob Wolff am 11.12.1942 im Ghetto Theresienstadt. Seine Frau überlebte und kehrte nach ihrer Befreiung nach Vegesack zurück, wo sie noch zehn Jahre in ihrem ehemaligen Haus wohnen konnte. Sie fand neuen Lebensmut durch die Zuwendung früherer Freunde, besonders in der Bremer Nachkriegsgemeinde. Rosa Wolff wurde 91 Jahre alt; am 10.5.1964 ist sie in Oss (Niederlande) während eines Besuchs bei ihrem Neffen Dr. Lothar Freudenthal gestorben; dort befindet sich auch ihr Grab.
Rolf Rübsam (2013)
Informationsquellen:
StA Bremen 4,54-E6193
www.holocaust.cz
Rübsam, Rolf /Schulz-Mattner, Maria: Geschichte und Ende der Aumunder Synagogengemeinde, Bremen 1998 (Broschüre zur ständigen Gedenkausstellung in der Ev.-Luth. Gemeinde Alt-Aumund)
Rübsam, Rolf: „Kinder dieser Stadt“: Begegnungen mit ehemaligen jüdischen Bremern, Bremen 2005
Weitere Informationen:
Glossarbeitrag "Arisierung"
Glossarbeitrag Theresienstadt