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Clara Posener, geb. Salomon, *1898

deportiert 1942
ermordet in Auschwitz


Waller Heerstr. 50
Bremen-Walle


Waller Heerstr. 50 - Weitere Stolpersteine:


Clara Posener


Familienbiografie
David Posener
Clara Posener, geb. Salomon
Manfred Posener

David Deni Posener kam als Sohn von Julius Posener (1856-1930) und seiner Frau Dora, geb. Rosenthal (1872-1938) am 22.7.1890 in Hamburg zur Welt. Er hatte zwei Brüder: Arthur (geb. 1892) und Bernhard (geb. 1903) sowie eine Schwester Irma (geb. 1904).

In Hamburg absolvierte er nach dem Besuch der Talmud Thora Realschule eine dreijährige kaufmännische Lehre und wurde bis zum Einzug zum Militär in der Lehrfirma weiterbeschäftigt. Am Ersten Weltkrieg nahm er als Infanterist in Russland teil, wurde bei Neidenburg verwundet, mit dem Eisernen Kreuz (EK II) ausgezeichnet, geriet in russische Gefangenschaft und war in Wlatka (Ural) interniert.

David Posener heiratete am 18.11.1919 Clara Salomon (geb. 23.2.1898 in Hamburg), eine Tochter von Albert und Ida Salomon, die seit 1915 in Bremen in der Kaiserstraße (heute Bürgermeister-Smidt-Straße) eine Buch- und Zeitschriftenzentrale betrieben. Aus der Ehe ging der Sohn Manfred hervor (geb. 1.6.1924 in Bremen). Das Einkommen von David Posener als selbständiger Handelsvertreter u.a. für Bremer Zigarrenfabriken und eine Chemnitzer Strumpffabrik sicherte den Poseners eine gute Existenz. Für seine Reisen als Vertreter benutzte er einen Mercedes, und die Wohnung in der Waller Heerstraße war komfortabel ausgestattet.

Die Lebensbedingungen änderten sich jedoch wesentlich im Zuge der Unterdrückungsmaßnahmen gegen die Juden. Die Einnahmen aus dem Geschäft gingen erheblich zurück; am 20.7.1938 war David Posener gezwungen, seine Handelsvertretung abzumelden. Seine Schwiegereltern hatten ihr Geschäft bereits im Sommer 1935 aufgeben müssen.

David Posener wurde von der Israelitischen Gemeinde Bremen als Synagogendiener und Hausmeister eingestellt und zog mit seiner Familie einschließlich seiner seit 1937 verwitweten Schwiegermutter Ida Salomon in das Gemeindehaus in der Gartenstraße 6 (heute Kolpingstraße 6). In der Reichspogromnacht 9./10.11.1938 brannte die Synagoge ab, das Gemeindehaus wurde schwer beschädigt und die Wohnungseinrichtung der Familie Posener vollständig zerstört. Manfred Posener gelang es, aus der brennenden Synagoge einige Thorarollen zu retten, wofür ihn der Vorstand der Israelitischen Gemeinde in einem Schreiben ausdrücklich belobigte. Am 15.11.1938 nahm sich Ida Salomon aus Verzweiflung das Leben. David und Manfred Posener wurden verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert. Sie wurden am 22.11.1938 wieder entlassen mit der Auflage, Deutschland zu verlassen.

Am 15.12.1938 reiste die Familie Posener nach Abo/Turku in Finnland, wo Davids Bruder Bernhard lebte. Als nach drei Monaten die Aufenthaltsgenehmigung ablief, konnten sie nicht länger in Finnland bleiben. Ihr Ziel war dann Kuba, doch sie mussten das Schiff in Belgien wieder verlassen. Für eine Zusammenführung der Familie mit Claras Schwester Else Hirschfeld in Amsterdam erhielten sie ebenfalls keine Aufenthaltsgenehmigung. Seit März 1939 wohnte die Familie Posener in Brüssel, Chaussee d‘Ixelles 191. Der letzte Brief an Davids Bruder Arthur, der nach Brasilien emigriert war, trug das Datum 10.9.1940. Davids Schwester Irma (verehelichte Fajtlowicz) erhielt am 10.11.1940 in Shanghai einen Brief von ihm. Darin wurde berichtet, dass Manfred Posener eine Ausbildung als Tischler begonnen hatte.

Unmittelbar vor dem Einmarsch der deutschen Truppen in Belgien wurde David Posener im Mai 1940 in dem Lager Saint Cyprien im Südwesten Frankreichs interniert. Die belgische Verwaltung hatte ihn wie viele jüdische Emigranten aus Deutschland festgenommen und nach Frankreich deportiert. Nach einem Aufenthalt im Lager Gurs/Frankreich wurde er am 2.3.1943 in das Sammellager Drancy und am 6.3.1943 weiter in das Vernichtungslager Majdanek deportiert und ermordet.

Clara Posener wurde – wie aus der Familie berichtet wurde – aus der Warteschlange vor einem Lebensmittelgeschäft heraus verhaftet. Sie wurde in das Lager Malines/Mechelen eingeliefert und von dort aus mit dem Transport II/898 am 11.8.1942 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert, wo sie ermordet wurde.

Manfred Posener wohnte zuletzt in Paris, 41, rue du Faubourg-Saint-Denis, seine letzte Spur findet sich im Lager Bordeaux-Mérignac wieder. Von dort aus wurde er in das Sammellager Drancy eingeliefert und am 31.8.1942 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert, wo er ermordet wurde.

Michael Cochu/Barbara Ebeling (2019)

Informationsquellen:
StA Bremen 4,54-E11824, 4,54-E11845, 4,54-E11303, Einwohnermeldekartei
Mitteilung des Comité International de la Croix-Rouge (ITS Digital Archive, Bad Arolsen)
www.yadvashem.org

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Novemberpogrom
Glossarbeitrag Auswanderung
Glossarbeitrag Gurs
Glossarbeitrag Drancy
Glossarbeitrag Malines / Mechelen
Glossarbeitrag Auschwitz