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Harry van der Veen, *1909

1937 Flucht nach Holland, 1942 interniert Westerbork,
1942 deportiert Auschwitz, tot 28.2.1943


Aschenburg/Ecke Faulenstraße
Bremen-Mitte
ehemalige Straßenbezeichnung: Geeren 7

Verlegedatum: 07.06.2012


Aschenburg/Ecke Faulenstraße - Weitere Stolpersteine:


Harry van der Veen

Harry van der Veen
geb. 23.3.1909 in Homberg

Harry van der Veen war der Sohn von Phillip van der Veen (geb. 1881 in Nieuwolda/NL) und seiner Ehefrau Franziska, geb. Hermann (geb. 1874 in Tholey). Er war wie seine Eltern niederländischer Staatsangehöriger und jüdischen Glaubens.

Seine Eltern heirateten am 7.12.1906 in Duisburg. Das Ehepaar hatte zwei Kinder: Goldine (geb. 1908 in Homberg) und Harry. Sein Vater war Händler.

Die Familie zog 1918 von Hamborn nach Bremen. Ihre Wohnorte waren von 1918-1926 Kastanienstraße 28 (Hemelingen), von 1927-1933 Frankenstraße 20 (heute Helenenstraße), vom 28.6.33 - 18.7.34 Kleine Fuhrleutestraße 9/10 und danach Geeren 7.

Harry war zunächst Verkäufer und später kaufmännischer Angestellter. Von November 1931 bis Oktober 1934 betrieb er eine Lebensmittelhandlung, ab August 1935 einen Straßenhandel mit Obst und Gemüse.

Er verließ Bremen bereits vor seinen Eltern am 13.2.1937 nach Amsterdam. In der Ceintuurban 31 hat er möglicherweise ein Lampengeschäft gehabt oder darin mitgearbeitet. Seine Verhaftung erfolgte in der Rustenburgerstraat 221. Er wurde wie seine Eltern Anfang Oktober 1942 in Westerbork interniert. Eine genaue Registrierung erfolgte nicht, da das Lager aufgrund von Massenverhaftungen zu jenem Zeitpunkt völlig überfüllt war. Am 12. Oktober 1942 wurde er nach Auschwitz deportiert.

Niederländische Quellen weisen aus, dass er in Monowitz am 28.2.1943 ermordet wurde. Daraus ist zu schließen, dass Harry zunächst zur Zwangsarbeit herangezogen wurde. Das Konzentrationslager Monowitz (auch Auschwitz III) war Standort verschiedener Industriebetriebe im besetzten Südpolen. Es lag etwa sechs Kilometer östlich vom Stammlager Auschwitz I entfernt auf dem Gelände der Buna-Werke der IG Farben AG. Buna war das erste von einem privaten Industrieunternehmen geplante und finanzierte Konzentrationslager, das ausschließlich für die Zwangsarbeit von Häftlingen vorgesehen war. Der Alltag der Häftlinge war bestimmt durch körperliche Schwerstarbeit bei unzureichender Kleidung, Ernährung und Unterbringung und ständigen Übergriffen von Kapos und Wachmannschaften. Von knapp 4.000 Häftlingen, die um die Jahreswende 1942/1943 im Lager waren, lebten im Februar 1943 nur noch 2.000.

Seine Eltern wurden am 5.11.1942 in Auschwitz ermordet. Seine Schwester Goldine kam erst am 17.4.1943 in Westerbork an und wurde am 27.4.1943 nach Sobibor deportiert und dort ebenfalls ermordet.


Verfasser:
Peter Christoffersen (2012)

Informationsquellen:
Staatsarchiv, Einwohnermeldekarten
Bundesarchiv, Gedenkbuch
www.joodsmonument.nl
Archiv Kampwesterbork
www.wikipedia.de (KZ Auschwitz III Monowitz - Stand 5/2012)

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Westerbork
Glossarbeitrag Auschwitz