Sie befinden sich hier | Kapitelüberschrift  Stolpersteine Biografie
Schriftgroesse verkleinern Schriftgroesse normal Schriftgroesse vergrössern
Diese Seite ausdrucken

Rosa Katz, *1880

1923 Eingewiesen Bremer Nervenklinik, 1940 Heilanstalt Wehnen, "verlegt" 27.9.1940 Landes-Pflegeanstalt Brandenburg,
ermordet


Donaustraße 84
Bremen-Neustadt

Verlegedatum: 07.06.2012

Rosa Katz

Rosa Katz
geb. 22.12.1880 in Bremen

Rosa Katz war vom 15. Mai 1923 bis zum 30. Mai 1940 mit zwei Unterbrechungen
von wenigen Tagen Patientin in der Bremer Nervenklinik (St. Jürgen-Asyl) gewesen.
Am 30. Mai 1940 ist die 59jährige zusammen mit zahlreichen Mitpatienten in die
Heil- und Pflegeanstalt in Wehnen bei Oldenburg (Oldb) verlegt worden.

Insgesamt 76 Patientinnen und Patienten wurden im Januar 1939 und dann im Mai 1940
von Bremen nach Wehnen verlegt. Die Auswertung ihrer Krankenakten ergab, dass es
sich bei diesen sechsundsiebzig Menschen ganz überwiegend um Patienten handelte,
die nicht zur Arbeitsleistung (Haus-, Feld-, Handwerksarbeit) in der Anstalt beitrugen,
das heißt, nicht dazu beitragen konnten. Mit der Begründung der Überfüllung der Bremer
Einrichtung sind sie als „Pflegefälle“ abgeschoben worden.

Rosa Katz wurde von Wehnen im September 1940 in die psychiatrischen Krankenanstalten
Wunstorf bei Hannover gebracht. Ein Runderlaß des Reichinnenministeriums von Ende
August 1940 hatte festgelegt, dass alle jüdischen „Pfleglinge“ in einer einzigen Anstalt des
jeweiligen Landes oder der Provinz zusammengezogen werden sollten.

Am 27. September 1940 wurde sie von Wunstorf zusammen mit 158 anderen jüdischen Mitpatienten in Bussen in das alte Zuchthaus Brandenburg transportiert und dort getötet.Die Gebäude des alten Zuchthauses waren als „Landespflegeanstalt“ bezeichnet worden, um ihren wahren Charakter als „Euthanasieanstalt“ zu vertuschen. Auch der im Bremer Standesamt verzeichnete Todestag ist fraglich, da der angegebene Todesort „Cholm II“ (eine bei Lublin gelegene Irrenanstalt namens Chelm) lediglich zur Tarnung dafür diente, die wahren Vorgänge zu verbergen.


Verfasser:
Wolfgang Smitmans (2012)

Informationsquellen:
Gerda Engelbracht, Der tödliche Schatten der Psychiatrie – Die Bremer Nervenklinik 1933-1945,
Bremen 1997
Archiv Krankenhaus-Museum am Klinikum Bremen-Ost
(Standesamt Bremen Nr. 3966: 30. März 1941 Cholm II Nr. 150)

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag "Euthanasie" / Zwangssterilisation
Glossarbeitrag "Heilanstalten"