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Ruth Kaufmann, geb. Oswald, *1908

FLUCHT 1936 FRANKREICH, INTERNIERT DRANCY,
DEPORTIERT 1943, ERMORDET IN AUSCHWITZ


Frühlingstraße 12
Bremen-Mitte

Verlegedatum: 03.03.2014


Frühlingstraße 12 - Weitere Stolpersteine:


Ruth Kaufmann

Ruth Kaufmann
geb. 4.12.1908 Bremen

Ruth Kaufmann war die Tochter von Ludwig Oswald (1875-1964) und seiner Ehefrau Saline, geb. Ries (1874-1934). Das jüdische Ehepaar hatte fünf Kinder: Hans (geb. 6.5.1903 in Bremen), Fritz (geb. 2.6.1905), Manfred (geb. 7.2.1907) sowie die Zwillinge Ruth und Ernst (geb. 4.12.1908 in Bremen). 1910 wurde das Haus in der Frühlingstraße 12 erworben.

Ludwig Oswald führte ein äußerst erfolgreiches Zucht- und Milchviehhandelsgeschäft mit überdurchschnittlichem Umsatz. Seine Geschäftspartner waren vorwiegend im Rhein- und Ruhrgebiet ansässig, wo er u.a. große Zuchtbetriebe belieferte. Seine Söhne Hans und Ernst traten nach ihrem Schulabschluss in das Geschäft des Vaters ein. Ab 1937 wurde ihm seine geschäftliche Tätigkeit untersagt. Im Zuge der Pogromnacht 1938 wurden er und sein Sohn Ernst im KZ Sachsenhausen interniert. Hans hatte Bremen bereits am 1.10.1938 verlassen, um seine Schwester in Frankreich zu besuchen und dort auf eine Einwanderungsgenehmigung in die USA zu warten. Ludwig Oswald wurde nach zwei Wochen wieder entlassen, sein Sohn Ernst im Februar 1939.

Ruth Kaufmann lebte bei ihren Eltern in der Frühlingstraße 12. Für sechs Monate war sie 1927 nach Montreux abgemeldet. Am 25.12.1936 wanderte sie nach Tours aus. Dort heiratete sie Julius Kaufmann (geb. 17.2.1899 in Jülich). Am 27.6.1940 wurde Tours von der Deutschen Wehrmacht besetzt. Offenbar konnte das Ehepaar rechtzeitig weiter nach Süden flüchten. Als ihr letzter bekannter Aufenthaltsort war Bellac (in der Nähe von Limoges) angegeben, das sich in der unbesetzten Zone befand. Ob sie dort wohnten oder nur aufgegriffen wurden, ist nicht bekannt.

Am 26.8.1942 begann mit Hilfe des Vichy-Regimes auch in der "zone libre" die Verhaftung der jüdischen Emigranten. Bei der ersten Verhaftungswelle im Limousin war das Ehepaar Kaufmann höchstwahrscheinlich noch nicht dabei, da diese Gruppe mit den Transporten Nr. 26 und 27 bereits am 29.8.42 nach Auschwitz deportiert wurde. Sie kamen vermutlich zu einem späteren Zeitpunkt in das Sammellager Drancy. Mit dem Transport Nr. 47 wurden beide am 11.2.1943 nach Auschwitz deportiert und nach der Ankunft ermordet.

Ludwig Oswald, ihr Vater, flüchtete am 9.3.1940 in die USA, ihrem Zwillingsbruder Ernst gelang am 27.10.1939 die Ausreise über Antwerpen nach New York und Bruder Hans konnte bereits im Juli 1938 mit seiner Ehefrau in die USA emigrieren.


Verfasser:
Peter Christoffersen (2014)

Informationsquellen:
Staatsarchiv Bremen, Akten 4,54-E11328, 4,54-E11064, 4,54-E10132, 4,54-E9846
Staatsarchiv Bremen, Einwohnermeldekarte
www.memorialdelashoah.fr
www.ajpn.org/commune-Bellac-87011.html (Bellac en 1939-1945)

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Drancy
Glossarbeitrag Auschwitz