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Julius Kaufmann, *1899

FLUCHT FRANKREICH, INTERNIERT DRANCY,
DEPORTIERT 1943, ERMORDET IN AUSCHWITZ


Frühlingstraße 12
Bremen-Mitte

Verlegedatum: 03.03.2014


Frühlingstraße 12 - Weitere Stolpersteine:


Julius Kaufmann

Julius Kaufmann
geb. 17.2.1899 in Jülich

Julius Kaufmann war der Sohn von Simon Kaufmann und Bertha, geb. Kaufmann (geb. 23.8.1860-13.11.1942). Er hatte drei Geschwister: Sally (geb. 1892), Irene (geb. 1893) und Selma (geb. 1896). Sein Vater handelte mit Eisen und Metallen (en gros), seine Mutter war Inhaberin einer Modehandlung in Jülich in der Marktstraße 23. Um 1910/1911 muss die Familie Jülich verlassen haben, da sie in der Folgezeit nicht mehr in den Adressbüchern auftaucht. Der neue Wohnort ist bislang unbekannt.

Vermutlich 1936/1937 floh Bertha Kaufmann mit ihren Kindern Julius und Irene nach Tours/Frankreich. Dort heiratete Julius die Bremerin Ruth Oswald. Sie lebte bei ihren Eltern in der Frühlingstraße 12, bis sie am 25.12.1936 nach Tours emigrierte. Ob beide sich schon vorher gekannt haben oder sich erst in Tours kennengelernt haben, bleibt unbekannt.

Ein Rätsel gibt ein Bleistiftvermerk auf dem Geburtseintrag von Julius Kaufmann (Standesamt Jülich) auf: "Bremen, Frühlingstraße 12". Möglicherweise wurde über die Bremer Adresse, Ruths Vater lebte noch bis 1940 dort, eine Geburtsurkunde für die Heirat in Tours angefordert, zumal die Familie Kaufmann Deutschland bereits verlassen hatte. Es ist ziemlich sicher, dass Julius Kaufmann zu keinem Zeitpunkt in Bremen gewohnt hat und dass die Heirat auch nicht in Bremen stattgefunden hat, da ein entsprechender Vermerk auf der Einwohnermeldekarte von Ruth Oswald fehlt.

Am 27.6.1940 wurde Tours von der Deutschen Wehrmacht besetzt. Offenbar konnte das Ehepaar rechtzeitig weiter nach Süden flüchten. Als ihr letzter bekannter Aufenthaltsort war Bellac (in der Nähe von Limoges) angegeben, das sich in der unbesetzten Zone befand. Ob sie dort wohnten oder nur aufgegriffen wurden, ist nicht bekannt.

Am 26.8.1942 begann mit Hilfe des Vichy-Regimes auch in der "zone libre" die Verhaftung der jüdischen Emigranten. Bei der ersten Verhaftungswelle im Limousin war das Ehepaar Kaufmann höchstwahrscheinlich noch nicht dabei, da diese Gruppe mit den Transporten Nr. 26 und 27 bereits am 29.8.42 nach Auschwitz deportiert wurde. Sie kamen vermutlich zu einem späteren Zeitpunkt in das Sammellager Drancy. Mit dem Transport Nr. 47 wurden beide am 11.2.1943 nach Auschwitz deportiert und nach der Ankunft ermordet.

Bertha Kaufmann und ihre Tochter Irene wurden unter dem Namen Coffman mit dem Transport Nr. 45 am 11.11.1942 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Ihr letzter Wohnort war Tours. Für Irene, verh. Salomon, wurde ein Stolperstein in Immigrath verlegt.


Verfasser:
Peter Christoffersen (2014)

Informationsquellen:
Staatsarchiv Bremen, Akten 4,54-E11328, Einwohnermeldekartei (R. Oswald)
Geburtseintrag Julius Kaufmann, Standesamt Jülich 18/1899
Adressbücher Jülich
www.geschichtswerkstatt-dueren.de
Spelthahn, Entrechtet – entwurzelt – ermordet, Buch der Erinnerung an die Juden des Jülicher Landes, Jülich 2006

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Drancy
Glossarbeitrag Auschwitz