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Richard Griesbach, *1892

Flucht 1933 Holland, Interniert Westerbork, Deportiert 1944 Auschwitz
Ermordet 8.4.1944


Bürgermeister-Smidt-Straße 55/57
Bremen-Mitte
ehemalige Straßenbezeichnung: Georgstraße 18

Verlegedatum: 30.09.2014


Bürgermeister-Smidt-Straße 55/57 - Weitere Stolpersteine:


Richard Griesbach

geb. 24.8.1892 in Hamburg

Richard Griesbach war der Sohn von Sally (Salomon) und Mathilde Griesbach, geb. Hochfeld, aus Beverungen. Er heiratete Elfriede Bender am 15.2.1930 in Berlin-Schöneberg.

Am 22.9.1928 meldete Richard Griesbach, aus Hamburg kommend, sich in Bremen zunächst in der Kronprinzenstraße 51 (heute: R.-Dehmel-Straße) an. Ab Oktober 1931 wohnte er in der Georgstraße 55 (heute Bürgerm.-Smidt-Straße) und für eine kurze Zeit bis zur Ausreise nach Amsterdam im Haus Nr. 18.

Er betrieb ab dem 1.10.1928 eine Filiale der Auskunftei Bürgel. Die Centrale des Kartells der Auskunfteien Bürgel GmbH, Sitz in Aachen, hatte über 300 Büros in Deutschland und im Ausland. Das Unternehmen, heute mit Sitz in Hamburg, zählt auch derzeit wieder zu den führenden Wirtschaftsauskunfteien Deutschlands. Im April 1933 verkaufte Richard Griesbach seine Auskunftei. Der Verkaufspreis, der den ursprünglichen Erwerbspreis überschritten haben soll, wurde ihm in Devisen ausgezahlt. Am 7.11.1933 emigrierte das Ehepaar nach Amsterdam. Die letzte bekannte Wohnadresse dort war Postjeskade 217.

Ein Zeitzeuge berichtete, dass Herr Griesbach in Amsterdam ein Filmtheater erwerben wollte. Ob er dies in die Tat umsetzen konnte oder es nur so rudimentär in Erinnerung geblieben ist, ist nicht bekannt. Dennoch könnte es vermutlich der Wahrheit nahe kommen, da sein Bruder Walter in Amsterdam im Filmgeschäft tätig war. Dieser war Mitbegründer und Vorstandsmitglied der Ambio NV (Amsterdam Cinema Company), die u.a. das Alhambra Bioscop (Kino) in der Weteringschans 134 führte. Dieses Kino wurde am 8.12.1933 gegründet und bestand bis 1996. Möglicherweise war sein Bruder Richard hieran beteiligt oder dort beschäftigt.

Vermutlich tauchte das Ehepaar Griesbach im Laufe des Jahres 1941 in Amsterdam unter. Am 29.3.1944 wurden sie verhaftet und in das Sammellager Westerbork überführt. Am 5.4.1944 wurden beide nach Auschwitz deportiert. Richard Griesbach wurde vermutlich bald nach seiner Ankunft am 8.4.1944 ermordet. Das Todesdatum von Elfriede Griesbach wurde auf den 31.8.1944 festgesetzt. Sie war mit der Häftlingsnummer 76558 registriert.

Walter Griesbach (geb. 1886 in Dortmund), sein Bruder, nahm sich mit seiner Ehefrau im Oktober 1942 das Leben. Beide sind auf dem jüdischen Friedhof in Diemen/NL begraben. Ein weiterer Bruder, Alfred (geb. 1884 in Hamburg), flüchtete nach Australien.

Verfasser:
Peter Christoffersen (2014)

Informationsquellen:
Staatsarchiv Bremen, Akte 4,54-E9868
Staatsarchiv Bremen, Einwohnermeldekartei
www.buergel.de/de/ueber-uns/geschichte
Ingo Schiweck, "[...] weil wir lieber im Kino sitzen als in Sack und Asche.", Münster u.a. 2002
Fransje Emma de Jong, Joodse ondernemers in het Nederlandse film- ein bioscoopbedrijf tot 1940, Enschede 2013
www.communityjoodsmonument.nl
www.auschwitz.org

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Auswanderung
Glossarbeitrag Westerbork
Glossarbeitrag Auschwitz