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Arnold Ruhhalter, *1882

Unfreiwillig verzogen 1944 Berlin, deportiert 1944 Theresienstadt, , Auschwitz
1944 ermordert


Brunnenstraße 51
Bremen-Östliche Vorstadt

Verlegedatum: 03.12.2015

Arnold Ruhhalter

geb. 17.5.1882

Arnold Ruhhalter wurde in Czernowitz (heute Ukraine) als Sohn jüdischer Eltern geboren. Sein Geburtsort war damals eine galizische Stadt mit multikultureller Bevölkerung; etwa ein Drittel der Bewohner waren Juden. Wann Ruhhalter Czernowitz verlassen hat, ist unbekannt.1910 lebte er in Wien, wo er die ebenfalls aus Galizien stammende Dora Maurer (geb. 1885 in Kolomnea) heiratete. Ob es Kinder aus dieser Ehe gab, ist nicht bekannt. Er besaß die rumänische Staatsangehörigkeit. Arnold Ruhhalter hatte zwei jüdische Großelternteile und war demnach nach der NS-Rassengesetzgebung kein „Volljude“.

In den 1920er Jahren war der gemeinsame Wohnsitz die Stadt Essen. Von 1923 bis 1930 war Arnold Ruhhalter jeweils in den Sommermonaten als einer der zahlreichen jüdischen Saisonarbeiter auf der Insel Norderney tätig. Vermutlich in diesem Zeitraum trennte sich das Ehepaar Ruhhalter. Seit dem 6.4.1930 war Arnold Ruhhalter in Bremen als „Reisender“ gemeldet. Von November 1936 bis April 1940 war sein Beruf laut Einwohnermeldekarte „Vertreter“, nach Abmeldung des Gewerbes „Bote“. Als Wohnungsgeber ist trotz mehrerer Wohnungswechsel auf der Einwohnermeldekarte immer der Name Gerdes angegeben. Hedwig Gerdes war seine Vermieterin, er war ihr Untermieter. Seit dem 4.7.1938 lautete die Anschrift Brunnenstraße 51. Zwischenzeitlich, vom 8.6. bis 29.9.1943, befand sich Arnold Ruhhalter in der Nervenklinik in der Osterholzer Landstraße. Am 14.7.1944 verzeichnet die Einwohnermeldekarte seinen Fortzug nach Berlin. Es spricht einiges dafür, dass er wieder oder immer noch krank war, aber er wurde von der Bremer Nervenklinik nicht mehr aufgenommen, da er Jude war.

Darauf deutet ein Vermerk hin, wonach die örtlichen Behörden mit dem Reichssippenamt in Berlin Kontakt aufgenommen hatten (4.7.1944), um seinen Status zu klären. Auf der Deportationsliste des 110. Berliner Alterstransportes, wo sein Name verzeichnet ist, wird als seine Adresse die Iranische Straße 2 angegeben. Dort befand sich das Berliner Jüdische Krankenhaus, in dem er anscheinend untergebracht worden war. Mit einem Runderlass vom 10.11.1942 vom Reichsministerium für Inneres waren „jüdische Geisteskranke“ in das jüdische Krankenhaus in Berlin einzuweisen. Seit 1939 wurde es auch als Lager zur Depor- tation von jüdischen Berlinern in ein Konzentrationslager missbraucht.

Am 5.9.1944 wurde er von Berlin aus in das Ghetto Theresienstadt deportiert und von dort am 9.10.1944 weiter in das Vernichtungslager Auschwitz gebracht, wo er ermordet wurde.

Verfasserinnen: Barbara Ebeling/Kornelia Renemann (2016)

Informationsquellen:
StA Bremen Einwohnermeldekarte
Paulhuhn, Ingeborg: Zur Geschichte der Juden auf Norderney, Hamburg 2009

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Theresienstadt
Glossarbeitrag Auschwitz