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Walther Rost, *1887

EINGEWIESEN 17.3.1943 BREMER NERVENKLINIK „VERLEGT“ 9.12.1943 HEILANSTALT MESERITZ
ERMORDET 14.12.1943


Bürgermeister-Smidt-Straße 126
Bremen-Mitte
ehemalige Straßenbezeichnung: Kaiserstraße 32-38

Verlegedatum: 20.09.2018

Walther Rost

Walther Rost
geb. 2.9.1887

Der gelernte Gastwirt Walther Karl Johannes Bernhard Rost wurde am 2.9.1887 in Greifswald geboren. Sein Vater Wilhelm Rost war Gastwirt in Greifswald, seine Mutter hieß Magdalene (geb. Prechtel). Walther Rost hatte noch einen vier Jahre älteren Bruder, der später das Bäckerhandwerk erlernte.

Als junger Mann von 20 Jahren lebte er bereits in Bremen, in der Buchtstraße 36. 1908 verließ er die Hansestadt, kehrte jedoch später wieder zurück. Am 19.12.1912 heiratete er in Bremen die Hoyaerin Conradine Bischoff (Jg. 1890). Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor: Anneliese (Jg. 1913) und Hans (Jg. 1913).

Walther Rost nahm am Ersten Weltkrieg teil und wurde „leicht verwundet“. Nach Kriegsende lebte er in Minden/Westfalen. Am 1.2.1928 kam er nach Bremen zurück und zog in die Moselstraße 47. In den Räumlichkeiten befand sich vorher die Schankwirtschaft Behrens, aus der er jetzt ein Restaurant machte.

Im Juni 1935 zog er in das Dreikaiserhaus in der Kaiserstraße 32-38 (heute Bürgermeister-Smidt-Straße 126). Das Dreikaiserhaus war ein Wohn- und Geschäftshaus, unter anderem mit Kontoren, einem Tabakwarenladen und einem Papier- und Schreibwarenladen. Es gab außerdem die Schankwirtschaft Carl Rieck, die Walther Rost übernahm. Seine Wohnung befand sich im gleichen Gebäude.

Hier fand viel Familienleben statt, erinnerte sich seine Enkelin, zumal noch weitere Familienangehörige eine Wohnung in dem Haus gemietet hatten. Von Angehörigen wurde Walther Rost als lebenslustig, freundlich und großzügig beschrieben. Wenn damals die Kinder ins Dreikaiserhaus kamen, ließ er ihnen ihr Lieblingsessen auftischen. Zudem war er ein passionierter Jäger.

Während des Bombenangriffs am 26.6.1942 wurde das Dreikaiserhaus komplett zerstört. Der 56-jährige Walther Rost erlitt einen Schlaganfall, von dem er sich nur langsam erholte. Die Familie lebte danach in einer Notunterkunft in der Gabriel-Seidl-Straße. Die kriegsbedingten Lebensumstände erschwerten die Versorgung von Walther Rost in hohem Maße, sodass man sich für die Unterbringung in einer Klinik entschied. Die örtlichen Krankenhäuser litten zunehmend unter Bombenschäden. Infolge dessen wurde er mehrfach verlegt. Vom stark beschädigten Krankenhaus St. Jürgenstraße wurde er im März 1943 in die Bremer Nervenklinik in Osterholz verlegt, deren Patienten wenige Monate später ebenfalls wegen Bombenschäden evakuiert werden sollten.

Dina (Conradine) Rost musste erleben, dass ihr Mann am 9.12.1943 in „einem unglaublich primitiven Transport“ von Bremen in die Tötungsanstalt Meseritz-Obrawalde "verlegt" wurde. Nach seiner Abfahrt schrieb sie ihrem Mann einen Brief, der ungeöffnet mit dem Vermerk „Empfänger verstorben“ zurückkam. Walther Rost verstarb bereits vier Tage nach seiner Einlieferung am 14.12.1943.

Verfasserin:
Kornelia Renemann (2019)

Informationsquellen:
StA Bremen 4,54-E 9062, Einwohnermeldekartei
Persönliches Gespräch mit Dr. Sabine Großkopf, Hamburg (Enkelin von Walther Rost)

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag "Euthanasie" / Zwangssterilisation
Glossarbeitrag "Heilanstalten"