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Caroline Kosack, geb. Schweers, *1859

EINGEWIESEN 1941 BREMER NERVENKLINIK, „VERLEGT“ 9.12.1943 HEILANSTALT MESERITZ
ERMORDET 5.1.1944


Wulfhoopstraße 46
Bremen-Neustadt

Verlegedatum: 13.10.2020

Caroline Kosack


Caroline Kosack wurde 1859 in Vechta geboren. 1886 heiratete sie in Bremen den Schneidermeister Johann Kosack. Das Ehepaar hatte einen Sohn. Zeitweise lebte die Familie in England. Caroline Kosack kam 1915 aus London zurück nach Bremen, ihr Ehemann 1918 aus Sleaford. Ab 1930 betrieb er im Doventorsteinweg 97 einen Zigarrenhandel; er verstarb am 5.4.1938.

Einen Monat vor dem Tod ihres Ehemannes wurde sie – inzwischen 79 Jahre alt – Be-
wohnerin der Egestorff-Stiftung in der Osterholzer Landstraße 192. Sie verließ das Heim
im September 1939 wieder und zog zu ihrem Sohn Johann in die Wulfhoopstraße 46.

Nachdem das Haus einen Bombenschaden erlitten hatte, wurde sie vom Quartieramt im
Alter von 82 Jahren als „nicht geisteskrank“ in der Bremer Nervenklinik untergebracht.
Sie lebte in einer offenen Abteilung der Klinik. Ihr Krankenblatt vermerkt: „ Pat. hat sich
auf der offenen Abteilung gut eingelebt. Ist zufrieden und freundlich. Freut sich sehr
über regelmäßige Besuche ihrer Angehörigen. Macht kleine Spaziergänge.“

Nur zwei Jahre später wurde sie in hohem Alter erneut auf tragische Weise Opfer des
Bombenkrieges. Nach der Bombardierung der Nervenklinik Ende November 1943 wur-
de sie am 9.12.1943 in die Tötungsanstalt Meseritz-Obrawalde „verlegt“.

Ihre Deportation überlebte sie nur wenige Wochen und verstarb am 5.1.1944 angeblich an „Altersschwäche“. Caroline Kosack wurde 84 Jahre alt.

Peter Christoffersen (2020)

Informationsquellen:
StA Bremen Einwohnermeldekartei
Archiv Klinikum Bremen-Ost, Krankenakte A 601/3 (Auswertung W. Smitmans)
Engelbracht, Gerda: Erinnerungsbuch für die Opfer der NS-Medizinverbrechen in Bremen, Bremen 2016

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag "Euthanasie" / Zwangssterilisation
Glossarbeitrag "Heilanstalten"