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Herta Kallienke, *1914

SEIT 1933 MEHRMALS EINGEWIESEN BREMER NERVENKLINIK, „VERLEGT“ 26.8.1942 HEILANSTALT UCHTSPRINGE
ERMORDET 14.3.1943


Bachstraße 104
Bremen-Neustadt

Verlegedatum: 13.10.2020

Herta Kallienke


Herta Kallienke kam 1914 in Woltmershausen zur Welt. Sie besuchte zunächst die Volksschule und wechselte dann in die „Hilfsschule“ in der Neustädter Mainstraße. Nach ihrer Schulentlassung war sie als Arbeiterin in der Falzerei der Druckerei Schünemann, später als Hausmädchen, tätig.

Herta war gerade 19 Jahre alt, als sie im Mai 1933 erstmals wegen Depressionen und
Nahrungsverweigerung in der Bremer Nervenklinik aufgenommen wurde. Bei ihrer Ent-
lassung fünf Wochen später wurde die Diagnose „Depression bei Schwachsinn“ gestellt.
Im Dezember 1934 kam es wegen „psychischer Störungen“ zu einer erneuten Einweisung in die Nervenklinik. 1935 erfolgte ihre Zwangssterilisation.

Nach ihrer Rückverlegung in die Nervenklinik nutzte die inzwischen 21-Jährige jede Gelegenheit zu entweichen. Doch schon bald zog sie sich immer mehr in sich zurück und beschäftigte sich nur gelegentlich in der Nähstube. Nach einem Arztgespräch im August 1936 heißt es in der Krankenakte: „Sie selber habe zu Hause genäht und gekocht, hier habe sie zu nichts Lust, denn, wenn man einmal hier in Ellen sei, könne ja nichts wieder gut werden, dann bliebe man wohl immer hier.“ 1942 wurde sie in die "Landesheilanstalt" Uchtspringe verlegt. Uchtspringe gehörte zu den Anstalten, in denen Ärzte und Pflegepersonal die Patienten im Rahmen des "Euthanasieprogrammes" töteten.

Etwa sechs Monate nach ihrer Aufnahme in Uchtspringe starb Herta Kallienke laut Ster-
beurkunde am 14.3.1943 angeblich an den Folgen einer Lungentuberkulose. Sie wurde nur 28 Jahre alt.

Gerda Engelbracht (2020)

Informationsquellen:
Landesarchiv Sachsen-Anhalt C 98 Uchtspringe, Nr. 5799
StA Bremen Einwohnermeldekartei, 4,130/2-420/1934

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag "Euthanasie" / Zwangssterilisation
Glossarbeitrag "Heilanstalten"