Frieda Hoyer, geb. Kossens, *1881
EINGEWIESEN 1939 NERVENKLINIK, „VERLEGT“ 9.12.1943 HEILANSTALT MESERITZ-OBRAWALDE, ERMORDET 18.12.1943
Am Hilgeskamp 24
Bremen-Osterholz
Verlegedatum: 30.09.2021
Frieda Hoyer
Friederike (genannt Frieda) Hoyer wurde am 29.10.1881 in Bremen-Osterholz als Frieda
Kossens geboren. Sie heiratete 1912 Wilhelm Hoyer, 1916 kam eine gemeinsame Toch-
ter zur Welt. Die Familie wohnte zu dieser Zeit in der Osterholzer Landstraße 118. Einige
Jahre später zog sie 1924 in den Hilgeskamp 24.
Im August 1938 verstarb Frieda Hoyers Ehemann. Kurz danach verschlimmerte sich ihre
Erkrankung, die sie schon einige Jahre zuvor bemerkt hatte. Sie fühlte sich erschöpft,
hatte Kopfschmerzen und konnte ihren Alltag nicht mehr eigenständig bewerkstelligen.
Es war ihr Hausarzt, der sie Anfang Januar 1939 aufgrund einer Schüttellähmung (Par-
kinson-Krankheit) zunächst in die Krankenanstalt in der Sankt-Jürgen-Straße einwies.
In die Bremische Heil- und Pflegeanstalt wurde sie am 13.1.1939 überwiesen, also nur
wenige Monate nach dem Tod ihres Ehemanns. In ihrer Krankenakte ist vermerkt, sie sei
„eine ruhige, bescheidene Pat., die sich sehr leicht einlebte“. Die Ärzte stellten erneut
eine Parkinsonerkankung fest und behandelten sie dementsprechend. Dabei verbesser-
te sich ihr Krankheitsbild sehr schnell. Nach drei Monaten konnte sie über ihren Zustand
sogar scherzen: „Ich fühle, daß ich wieder kräftiger werde. Schwester, wollen wir mal
zusammen boxen?“ So konnte sie auf Wunsch ihrer Tochter die Klinik am 6.4.1939 als
„gebessert“ verlassen. Sie zog zu ihrer Tochter und deren Ehemann in die Osterholzer
Landstraße 83.
Anfang November 1939 wurde sie erneut in der Klinik aufgenommen. Wieder hatte ihr
Hausarzt sie überwiesen, da sich ihr Zustand deutlich verschlechtert hatte und sie ohne
fremde Hilfe weder stehen noch gehen konnte und gestützt werden musste. Geistig
war sie hingegen „völlig orientiert“. Im Verlauf einiger Monate verbesserte sich ihr Ge-
sundheitszustand. Zur weiteren Pflege blieb sie dennoch in der Klinik, da ihre Tochter,
die selbst zwei Kinder hatte, sie nicht weiter versorgen konnte. Frieda Hoyer galt 1941
als eine Patientin, „[...] die keinerlei Verkehrtheiten macht, ganz gut orientiert ist und sich
hier durchaus wohl fühlt“.
Dennoch galt sie aufgrund ihrer Einschränkungen als „Verwahrungsfall“. Diese Katego-
risierung im nationalsozialistischen System der Rassenhygiene wurde ihr zum Verhäng-
nis. Am 9.12.1943 wurde sie aus der Bremer Nervenklinik „entlassen“ und in die Provinz
Posen „verlegt“. Nur acht Tage später, am 18.12.1943, wurde Frieda Hoyer in der Landes-
krankenanstalt Meseritz-Obrawalde getötet. Als offizielle Todesursache ist „Altersschwä-
che“ in ihrer Akte vermerkt.
Jannik Sachweh (2023)
Informationsquellen:
Archiv Klinikum Bremen-Ost, Krankenakte A 599/6; StA Bremen Einwohnermeldekarte
Weitere Informationen:
Glossarbeitrag "Heilanstalten"