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Biografie im Erinnerungsportal, kein Stolperstein vorhanden

Friedrich Nordsiek, *1889

1939 Bremer Nervenklinik, "verlegt" 9.12.1943 "Heilanstalt" Meseritz-Obrawalde, ermordet 26.06.1944


Sebaldsbrücker Heerstraße
Bremen-Hemelingen
ehemalige Straßenbezeichnung: Sebaldsbrücker Heerstraße 133

Friedrich Nordsiek


Friedrich Nordsiek wurde am 5.5.1889 in Osterholz-Scharmbeck als Sohn des Zigarrenmachers Ernst Nordsiek und dessen Ehefrau Henrietta (geb. Brockmann) geboren. Die Familie zog zu einem nicht näher bezeichneten Zeitpunkt nach Bremen-Hemelingen, woher der Vater stammte.

Friedrich Nordsiek heiratete 1910 in Hemelingen die gleichaltrige Fabrikarbeiterin Frieda (Dorothea Maria) Ahlers, Tochter des Arbeiters Hermann Ahlers, ebenfalls wohnhaft in Hemelingen. Dem Ehepaar wurden zwei Söhne geboren. Das erste Kind kam vorehelich 1909 zur Welt, das zweite Kind folgte 1912.

Ab September 1926 bis August 1927 wurde er wegen "Trunksucht" erstmals in die Bremer Nervenklinik eingewiesen. Nach dem angestrebten Entmündigungsverfahren regelte ein Vormund die Angelegenheiten. Durch den Kontakt und die Aufnahme bei den Guttemplern wurde Friedrich Nordsiek als „stiller, ordentlicher, höflicher und fleißiger Freiarbeiter“ während seines Klinikaufenthalts beschrieben. Aufgrund der guten Prognose erfolgte die Entlassung.

Jahre später, anscheinend bestand weiterhin Suchtberatung, äußerte er Verfolgungsideen. Im Februar 1939 wurde er auf der Straße wegen Exhibitionismus auffällig. Er wurde verhaftet. Die folgende Gerichtsverhandlung kam zu dem Schluss, dass der Angeklagte nach § 51 StGB strafrechtlich nicht für seine Tat zur Verantwortung gezogen werden könne, und er in einer Heil- und Pflegeanstalt untergebracht werden soll. Bei der erneuten Einweisung im März 1939 in die Bremer Nervenklinik lautete die Diagnose Schizophrenie.

Am 9.12.1943 folgte die Verlegung in die Tötungsanstalt Meseritz-Obrawalde. Die meisten der verlegten Patienten starben infolge von Medikamentenüberdosierungen, durch Nahrungsentzug, pflegerische oder medizinische Vernachlässigung starben.

Der 55-jährige Friedrich Nordsiek starb am 26.06.1944. Die offizielle Todesursache lautete: „Acute Nierenentzündung“.

Ein Stolperstein kann nicht verlegt werden, da das Haus nicht mehr besteht und es keine örtliche Alternative gibt.

Kornelia Renemann (2025)

Informationsquellen:
StA Bremen Bestand 4.60/5
Archiv Klinikum Bremen-Ost, Krankenakte

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag "Euthanasie" / Zwangssterilisation
Glossarbeitrag "Heilanstalten"