Biografie im Erinnerungsportal, kein Stolperstein vorhanden
Hertha Lankenau, *1913
1934 Bremer Nervenklinik, "verlegt" 9.12.1943 Heilanstalt Meseritz-Obrawalde, ermordet
Bremen-Hemelingen
ehemalige Straßenbezeichnung: Lindenstraße 37
Hertha Lankenau
Hertha Lankenau wurde am 13.7.1913 in Arbergen geboren, damals noch Landkreis Achim. Über ihre familiären Hintergründe ist nur wenig bekannt.
Sie besuchte die Schule und beendete sie erfolgreich. Durch den frühen Tod ihrer Mutter übernahm sie mit 14 Jahren die Verantwortung für den Familienhaushalt. Später arbeitete sie als Hausmädchen in verschiedenen Familien. Sie galt als „heiter und lebensfroh“.
Kurz nach ihrem 21. Geburtstag fiel eine Wesensänderung auf. Sie fantasierte und zeigte sich ängstlich, bis hin zu Selbstmordabsichten. 1934 wurde sie für drei Monate in der Bremer Nervenklinik aufgenommen. Nach ihrer Entlassung arbeitete sie wieder als Hausmädchen.
1935 zeigten sich abermals Wesensveränderungen, sie verweigerte die Nahrungsaufnahme und blieb im Bett liegen. Es folgte die erneute Einweisung in die Klinik. Zwei Jahre zuvor war das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses erlassen worden. Hertha Lankenau, noch im gebärfähigen Alter, stand aufgrund ihrer psychischen Erkrankung automatisch im Verdacht eine Erbkrank zu sein. Darum wurde gerichtlich eine Sterilisation angeordnet, sofern der Zustand der Patientin dies zuließ. Hertha Lankenau war jedoch so erregt, dass die Operateure den Eingriff ablehnten.
1936 wurde sie in die „Landes-Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg“ verlegt und im März 1940 wieder nach Bremen zurückgebracht. Ihr Wesen hat sich nach der Schilderung im Krankenblatt sehr geändert, eine Verständigung mit ihr sei kaum möglich gewesen.
Am 9.12.1943 wurde sie in die Tötungsanstalt Meseritz-Obrawalde transportiert. Die meisten der verlegten Patienten starben infolge von Medikamentenüberdosierungen, durch Nahrungsentzug, pflegerische oder medizinische Vernachlässigung. Nur einen Tag nach der Ankunft starb Hertha Lankenau am 11.12.1943. Sie wurde 30 Jahre alt.
Ein Stolperstein kann nicht verlegt werden, da die Straße nicht mehr existiert.
Kornelia Renemann (2025)
Informationsquellen:
StA Bremen Bestand 4.60/5
Archiv Klinikum Bremen-Ost, Krankenakte
Weitere Informationen:
Glossarbeitrag "Euthanasie" / Zwangssterilisation
Glossarbeitrag "Heilanstalten"