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Biografie im Erinnerungsportal, kein Stolperstein vorhanden

Friedrich Max Wiemken, *1879

1924 eingewiesen Bremer Nervenklinik, "verlegt" 9.12.1943 Heilanstalt Meseritz-Obrawalde, ermordet


Große Johannisstraße
Bremen-Neustadt
ehemalige Straßenbezeichnung: Große Johannisstraße 141

Friedrich Max Wiemken


Der Schuhmacher Friedrich Wiemken und Catharine Timke hatten 1878 geheiratet. Ihr ältester Sohn Friedrich Max wurde am 21.01.1879 in der Wohnung seiner Eltern in der Kleinen Sortillenstraße geboren. Aus der Ehe gingen noch eine Tochter und zwei Söhne hervor. Die Geschwister wuchsen in der Bremer Neustadt auf.

Friedrich Wiemkens Schulleistungen wurden als eher mittelmässig bezeichnet. Er blieb unverheiratet und lebte höchstwahrscheinlich weiterhin bei seinen Eltern. Im Alter von 38 Jahren (1917) übernahm er das väterliche Schuhmachergeschäft in der Großen Johannisstraße 141, nachdem sein Vater einem Schlaganfall erlegen war.

Bereits mit 18 Jahren traten bei Friedrich Wiemken epileptische Anfälle auf. 1924 erfolgte die Einweisung in die Bremer Krankenanstalt. Die Behandlung dauerte mehrere Wochen, bis er am 21.12.1924 in das St. Jürgen-Asyl Ellen zum dauerhaften Verbleib überwiesen wurde. Mit dem Verdacht auf die mögliche Vererbbarkeit seiner "Fallsucht" wurde im November 1934 eine mündliche Verhandlung angesetzt, an der der Patient teilnahm. Im Anschluss ordnete das Erbgesundheitsgericht seine Sterilisation an, die am 28.12.1934 durchgeführt wurde. Friedrich Wiemken war damals 56 Jahre alt. In den folgenden Jahren war er für längere Zeit in einer Familienpflege untergebracht, die er 1942 verlassen musste, weil der Pflegevater erkrankte.

Am 9.12.1943 wurde Friedrich Wiemken in die Tötungsanstalt Meseritz-Obrawalde verlegt. Zunächst noch zum Arbeiten eingesetzt, klagte er jedoch zunehmend über körperliche Schmerzen, die schließlich zur Bettlägerigkeit führten. Die meisten der verlegten Patienten starben infolge von Medikamentenüberdosierungen, durch Nahrungsentzug, pflegerische oder medizinische Vernachlässigung. Der 65-jährige Friedrich Wiemken starb am 22.2.1944. Die offizielle Todesursache lautete: „Entkräftigung“.

Ein Stolperstein kann wegen veränderter Nachkriegsbebauung in der Straße nicht verlegt werden.

Kornelia Renemann (2025)

Informationsquellen:
StA Bremen Einwohnermeldekartei, Bestand 4.60/5 (Personenstandsregister 1875-1935)
Archiv Klinikum Bremen-Ost, Krankenakte

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag "Euthanasie" / Zwangssterilisation
Glossarbeitrag "Heilanstalten"