Franz Nawar, *1853

Eingewiesen 1942 Bremer Nervenklinik, "verlegt" 1943 Heilanstalt Meseritz-Obrawalde, ermordet 26.12.1943

Belmerstraße
Bremen-Hemelingen
ehemalige Straßenbezeichnung: Blücherstraße 48

Franz Nawar

Über Franz Nawar ist nur das bekannt, was er im Rahmen der Erstaufnahme in der Nervenklinik Bremen 1941 in desorientiertem Zustand angab.

Geboren wurde er am 6.11.1953, sein Geburtsort ist nicht bekannt. Sein Vater soll Weber gewesen sein. Geschwister hätte er nicht gehabt. Weil er bereits als Kind habe arbeiten müssen, ging er nur selten in die Schule. Lesen und Rechnen hätte er nie gelernt. Er wurde Weber und leistete Heimarbeit. An die Anzahl seiner Kinder erinnerte er sich nicht mehr.

Franz Nawar nahm an einem nicht näher benannten Krieg teil. Aufgrund einer Kriegsverletzung bezog er eine kleine Invalidenrente. Er war ca. 60 Jahre alt, als er um 1915 nach Bremen kam und weiterhin als Weber seinen Unterhalt verdiente, mit Unterstützung seiner Ehefrau.

Im hohen Alter lebte er mit seiner Frau in Hemelingen, in der Blücherstraße 48. Zunehmende Desorientierung und Pflegebedürftigkeit veranlassten seinen Arzt ihn am 11.2.1941 in die Nervenklinik Bremen einzuweisen. Die Diagnose lautete bei dem 88-Jährigen „Dementia senilis“. Eine Verständigung mit ihm war sehr schwierig. Der Patient wurde bettlägerig und pflegebedürftig.

Am 9.12.1943 wurde Franz Nawar in die Tötungsanstalt Meseritz-Obrawalde verlegt. Die meisten der verlegten Patienten starben infolge von Medikamentenüberdosierungen, durch Nahrungsentzug, pflegerische oder medizinische Vernachlässigung. Der 90-jährige Franz Nawar starb am 26.12.1943.

Die Verlegung eines Stolpersteines ist nicht möglich, weil die frühere Bebauung und Straßenführung nicht mehr besteht.

Kornelia Renemann (2025)

Informationsquellen:
Archiv Klinikum Bremen-Ost, Krankenakte

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag "Euthanasie" / Zwangssterilisation
Glossarbeitrag "Heilanstalten"