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Johanne Löwenstein, *1893

deportiert 1941
ermordet in Minsk


Emil-Waldmann-Str. 3
Bremen-Mitte
ehemalige Straßenbezeichnung: Gartenweg 3


Emil-Waldmann-Str. 3 - Weitere Stolpersteine:


Johanne Löwenstein

geb. 16.9.1893

Johanne – genannt Hanni – Löwenstein wurde in Syke geboren. Ihre Eltern waren Otto Löwenstein (geb. 5.3.1865 in Affinghausen) und Minna, geb. Stern (geb. 6.2.1863 in Ostercappeln, gest. 12.1.1928 in Syke). Sie hatte einen Bruder, Siegfried (geb. 3.7.1889 in Syke), und eine Schwester, Frieda, die wenige Tage nach ihrer Geburt gestorben war.

1907 war sie Schülerin in einer Syker Privatschule. Sie blieb ledig und kinderlos und führte den Haushalt der Familie Löwenstein, zu der neben ihrem Vater, ihr Bruder, dessen Ehefrau Dora (geb. 10.3.1880 in Ostercappeln) und deren Tochter Grete (geb. 16.5.22) gehörten. Die Löwensteins betrieben seit 1868 in Syke eine Schlachterei, doch gingen aufgrund der antijüdischen Maßnahmen nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten die Geschäfte so sehr zurück, dass der Besitz in Syke, Herrlichkeit 13, verkauft werden musste.

Ab 2.1.1937 war Johanne Löwenstein in Bremen bei Josephs, Hollerallee 43, gemeldet. Sie hatte wahrscheinlich schon vorher als Haushaltsangestellte gearbeitet, denn sie war von ihrer bisherigen Herrschaft „in einem Dorf der Umgebung“ nach den „Blutschutzgesetzen“ entlassen worden. Vom 13.2.1937 bis 28.2.1937 arbeitete sie bei Familie Harf im Fedelhören. Bei Familie Posnansky in der Donandtstraße wohnte und arbeitete sie in der Zeit vom 3.3.1937 bis 31.10.1937. Herr Posnansky war polnischer Staatsbürger. Er entging einer Abschiebung im Zuge der Polenaktion im Oktober 1938 nur knapp, da die Familie kurz zuvor nach England emigriert war.

Ab 1.11.1937 waren sowohl Johanne wie auch ihr Vater Otto Löwenstein im Gartenweg 3 (heute Emil-Waldmann-Straße 3) gemeldet. Im gleichen Haus wohnte die Familie Bottwin. Vermutlich arbeitete Johanne zunächst weiterhin für die Familie Posnansky. Nach deren Emigration im September 1938 war sie wahrscheinlich Hausgehilfin bei der Familie Bottwin, die jedoch wenige Wochen später ebenfalls emigrieren musste (in die Niederlande am 27.12.1938). Vater und Tochter Löwenstein mussten deshalb am 6.1.1939 aus dem Haus Gartenweg 3 ausziehen. Sie fanden notdürftig Unterkunft im „Judenhaus“ Westerstraße 28. Dort verstarb Otto Löwenstein am 26.4.1939.

Johannes Bruder Siegfried Löwenstein lebte seit 1937 mit seiner Frau Dora in Bremen, Auricher Straße 5. Ihre Tochter Grete war 1938 nach Westerbeck/Osnabrück umgezogen, um sich dort in einem Kibbuz auf die Auswanderung nach Palästina vorzubereiten. Sie heiratete vermutlich dort Fritz Goldschmidt und lebte mit ihm in Gelsenkirchen. Ihre Versuche, nach England oder in die USA zu emigrieren, scheiterten. Am 27.1.1942 wurden beide in das Ghetto Riga deportiert und 1944 in das Konzentrationslager Stutthof bei Danzig. Dort verliert sich ihre Spur.

Johanne Löwenstein wurde gemeinsam mit ihrem Bruder und seiner Frau am 18.11.1941 in das Ghetto Minsk deportiert. Dort wurden sie ermordet: sofern sie nicht den unmenschlichen Lebensbedingungen im Ghetto erlagen, fielen sie einer der Massenmordaktionen zum Opfer, die Ende 1942 begannen.

Verfasserin: Barbara Ebeling (2015)

Informationsquellen:
StA Bremen Einwohnermeldekarten
Greve, Hermann: Stolpersteine. Der Erinnerung einen Namen geben. Informationen zu den achtzehn Syker Stolperstei- nen, Syke 2007
Decke, Bettina: „Du musst raus hier!“, Bremen 1997, S. 32
MK-Kreiszeitung vom 3.11.2011, Noch drei Stolpersteine für Syke

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Polenaktion
Glossarbeitrag Minsk