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Schimon Lundner, *1937

ausgewiesen 1938 nach Polen
ermordet in Auschwitz


Fliederstr. 41a
Bremen-Hemelingen


Fliederstr. 41a - Weitere Stolpersteine:


Schimon Lundner

Schimon Lundner

Familienbiografie
Gustav Lundner
Malka Lundner, geb. Berenhak
Schimon Lundner
Israel Lundner

Gustav Lundner (geb. 27.5.1908 in Bremen) war der Sohn von Juda und Sara Lundner, geb. Kühnreich (siehe Biografie in diesem Band). Er war das sechste von zehn Kindern. Seine Eltern waren 1904 aus Chrzanow/Westgalizien nach Sebaldsbrück gekommen. Von 1914
bis 1916 besuchte er die Volksschule in Sebaldsbrück, anschließend bis 1922 die jüdische
Schule in Achim. Danach ging er bis 1924 auf die „Frischen Handelsschule“ in Bremen.

In Berlin heiratete er am 27.3.1936 Malka (gen. Mally) Berenhak (geb. 8.10.1910 in Tar-
nobrzeg/Westgalizien), Tochter von Simon Berenhak und Rahel Wiesenfeld. Sie zog am
18.5.1936 zu ihrem Ehemann nach Bremen. In dessen elterlichem Haus in der Flieder-
straße 41a bewohnte das Ehepaar zwei große Zimmer und eine Küche. Die beiden Kin-
der Schimon (geb. 20.2.1937) und Israel (geb. 11.2.1938) kamen in Bremen zur Welt.
Gustavs Vater Juda Lundner betrieb seit 1906 eine Sackhandlung. Gustav trat 1924 zu-
erst als Lehrling und dann als Angestellter in das väterliche Geschäft ein. Am 1.1.1935
wurde die Firma J.W. Lundner Söhne OHG mit ihm und seinem Bruder Arnold als Teilha-
ber gegründet. Ihr Lager hatten sie auf dem Teerhof 17/19.

Die Familie Gustav und Mally Lundner wurde am 27./28.10.1938 verhaftet und in einer
Gruppe von über 80 Deportierten in Fraustadt/Oberschlesien über die Grenze nach Po-
len abgeschoben („Polenaktion“). Aus der Familie Lundner waren 13 Personen dabei.

Vom 7. 7. bis 2.8.1939 war Gustav Lundner noch einmal in Bremen. Er wohnte bei seiner
Schwägerin in der Hastedter Heerstraße 334. Er hatte diese begrenzte Aufenthaltser-
laubnis bekommen, um die Abwicklung seines Eigentums vornehmen zu können. Als
Wohnort gab er seinerzeit Tarnow an. Das Ehepaar setzte alles daran, um mit seinen
Kindern auszuwandern. Gustav Lundner ging jedoch erfolglos von Konsulat zu Kon-
sulat und von Schifffahrtslinie zu Schifffahrtslinie. Das weitere Schicksal der Familie ist
nicht bekannt.

In Tarnow wurde die jüdische Bevölkerung 1941 in einem Ghetto zusammengefasst, in dem 1942 ca. 20.000 Menschen lebten. Ab Sommer 1942 wurde der größte Teil von ihnen in das Vernichtungslager Belzec deportiert. Am 9.2.1944 wurde die Stadt als „judenrein“ deklariert.

Peter Christoffersen (2023)

Informationsquellen:
StA Bremen 4,54-E11811; 4,54-E11548; Einwohnermeldekartei; ZRBG – Ghetto-Liste (Stand 1.8.2014)

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Polenaktion
Glossarbeitrag Auschwitz
Glossarbeitrag "Arisierung"