Walter Steinberg, *1871
deportiert 1942 nach Theresienstadt
Flucht in den Tod 19.8.1942
Am Wall 170
Bremen-Mitte
Am Wall 170 - Weitere Stolpersteine:
Walter Steinberg
geb. 7.7.1871 in VerdenWalter Steinberg war Kaufmann und selbständiger Schneidermeister. Er galt in Bremen als erstklassiger Schneider. Das florierende Geschäft ermöglichte ihm den Erwerb mehrerer Grundstücke: Am Wall 170/Ostertorwallstraße 68a; Am Wall 169; Falkenstraße 32; Bischofsnadel 12 sowie ein Hausgrundstück in Worpswede: Hembergstraße 43 mit Tennisplatz.
Mit Begeisterung förderte er die Worpsweder Künstlerszene, indem er Ölgemälde z. B. von Mackensen, Overbeck, Modersohn und Paula Modersohn-Becker erwarb. Ein Zeitzeuge gab später zu den Akten, dass über 200 Gemälde aus dem Besitz Walter Steinbergs für 40.000,-- RM versteigert worden seien.
Walter Steinberg war ledig. Er wohnte zusammen mit Elisabeth Hering im Haus Am Wall 170/Ostertorwallstraße in einer luxuriös ausgestatteten Mehrzimmer-Wohnung.
Bis zum Boykott jüdischer Geschäfte beschäftigte Walter Steinberg etwa 30 Angestellte und Schneider. Ab 1933 verliefen die Geschäfte rückläufig. Im Jahr 1938 verkaufte er das Geschäft und das Geschäftshaus Bischofsnadel 12 an die Firma Funk und Horst. Im Jahr 1939 verkaufte er das Grundstück Am Wall 170/Ostertorwallstraße 68a an Elisabeth Hering.
In der Pogromnacht vom 9. auf den 10.11.1938 wurde Walter Steinberg verhaftet und über das Zuchthaus Oslebshausen am 11./12.11.1938 in das KZ Sachsenhausen überstellt. Von dort kehrte er nach mehreren Wochen zurück.
Laut Angaben des Internationalen Suchdienstes vom 19.10.1961 wurde Walter Steinberg am 23. Juli 1942 “von Gestapo Hannover (Transport Bremen-Varel Nr. 167-VIII/I) im Ghetto Theresienstadt eingeliefert. Kategorie Jude. Dort ist er am 19. Aug. 1942 verstorben.“
Laut Zeitungsbericht im Weser-Kurier, in dem Bremer Juden gedacht wird, hat sich Walter Steinberg im Ghetto das Leben genommen.
Verfasser:
Dr. Wilfried Wagner/Dr. Barbara Johr
Informationsquellen:
Staatsarchiv Bremen, Akte 4,54-E11284
Hans-Joachim Manske/Birgit Neumann-Dietzsch (Hrsg.), „entartet“ – beschlagnahmt, Bremer Künstler im Nationalsozialismus, Bremen 2009, S. 206
Abbildungsnachweis: Privatbesitz
Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Theresienstadt