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Minna Horwitz, geb. Fränkel, *1878

deportiert 1942 nach Theresienstadt
tot 6.3.1944


Parkstr. 60
Bremen-Schwachhausen


Parkstr. 60 - Weitere Stolpersteine:


Minna Horwitz


Familienbiografie
Simon Horwitz
Minna Horwitz, geb. Fränkel

Simon Horwitz wurde am 1.7.1877 in Myslowitz/Oberschlesien geboren. Er war verheiratet mit Minna Fränkel, geb. 20.10.1878 in Bremen. Aus der Ehe gingen die Söhne Julius (geb. 6.8.1902) und Erich (geb. 21.7.1905) hervor, beide geboren in Bremen.

Simon Horwitz war ab 1912 als Filmkaufmann tätig. Er betrieb in Bremen vier Filmtheater, die Skala-Filmtheater. Die Kinos befanden sich in der Faulenstraße 55/59, Beim Ohlenhof 6-8, in der Oslebshauser Heerstraße 125 und in der Woltmershauser Straße 223.

Beide Söhne wurden Mitgesellschafter im väterlichen Betrieb. Das Kinogeschäft lief gut, die Besucherzahlen waren hoch, nicht zuletzt, weil man die beliebten Filme aus dem Ufa-Filmkonzern zeigte. Doch das Kinogeschäft brach nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten ab 1933 ein, für die angemieteten Kinos wurden die Mietverträge nicht verlängert und für die Kinos in jüdischem Eigentum (Ohlenhof und Faulenstraße) erging 1935 vom Reichsverband deutscher Filmtheater die Anordnung zum Verkauf an „Arier“; alle vier Kinos waren bis 1936 verloren.

Das Ehepaar Horwitz besaß das Wohnhaus in der Parkstraße 60 und die Grundstücke Gröpelinger Heerstraße 201-203 sowie Beim Ohlenhof 2-8. Es war gezwungen, diesen Besitz zu veräußern; die „Arisierung“ des Hauses in der Parkstraße erfolgte am 2.1.1939, die der Grundstücke am 16.5.1941.

Nach dem Verkauf ihres Wohnhauses fand das Ehepaar Horwitz 1939 im „Judenhaus“ Legion-Condor-Straße 1 (vor 1939 Parkstraße 1, heute Schwachhauser Heerstraße 18/ Ecke Parkstraße) Unterkunft. Am 15.7.1942 kauften sich Minna und Simon Horwitz – eine erzwungene Maßnahme für Vermögende – in das Jüdische Altersheim in der Gröpelinger Heerstraße 167 ein. Von dort wurden sie nur wenige Tage später am 23.7.1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo Simon Horwitz am 4.2.1943 und Minna Horwitz am 6.3.1944 den Entbehrungen erlagen.

Der Sohn Erich zog mit seiner Frau Susanne, geb. Katz, und der älteren Tochter Helga am 12.9.1937 nach Köln-Lindenthal. Dort wurde die jüngere Tochter Erna geboren. Die Familie wurde 1941 in das Ghetto Lodz deportiert. In Köln erinnern Stolpersteine vor dem Haus Cardinalstraße 9 an ihr Schicksal.

Der Sohn Julius arbeitete ab 1937 im „Okey“-Betrieb: Reinigungsmittel und Badesalze. In der Reichspogromnacht 1938 wurde er verhaftet und bis zum 28.12.1938 im KZ Sachsenhausen inhaftiert. Seine Entlassung erfolgte unter der Bedingung, dass er seinen Besitz veräußere und auswandere. Am 28.6.1939 verließ Julius Horwitz mit seiner Frau Helene, geb. Loewe, sowie dem Sohn Gerd Bremen und emigrierte über England nach Texas (USA). Am 16.4.1963 kehrte er nach Bremen zurück, wo er am 11.11.1975 starb.

Barbara Johr (2017)

Informationsquellen:
StA Bremen 4,54-E10424, 4,54-E10429, 4,54-E4592/1a/4, 4,54-Ra6240

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Novemberpogrom
Glossarbeitrag "Arisierung"
Glossarbeitrag Theresienstadt