Salo Goldschmidt, *1872
deportiert 1942 nach Theresienstadt
tot 21.1.1943
Fedelhören 72
Bremen-Mitte
Salo Goldschmidt
Salo (Simon) Goldschmidt wurde als Sohn von David und Sarchen Goldschmidt am 2.6.1872 in Netra/ Eschwege geboren. Er nannte sich „Salo“ spätestens seit seiner Heirat mit Selma Nathan (geb. 1.6.1880 in Witzenhausen) am 20.7.1910.
Am 7.2.1909 eröffnete Salo Goldschmidt in Northeim ein Konfektions- und Schuhgeschäft, zunächst in einem angemieteten Laden Am Münster 36, später Am Markt 6. Während des Ersten Weltkrieges, an dem er als Soldat teilnahm, führte seine Frau das Geschäft weiter. Es ging sehr gut, zumal er in den Jahren 1919 bis 1924 die Alleinvertretung für Schuhe der Marke Salamander hatte. Die Familie führte ein gutbürgerliches Leben, aber mehrere Zeitzeugen berichteten, dass der Antisemitismus in Northeim bereits vor der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten sehr stark ausgeprägt war, sodass die Einnahmen aus dem Geschäft immer mehr zurückgingen. Der Handel mit Textilien musste 1930 aufgegeben werden; das gesamte Geschäft schloss am 3.9.1932.
Salo Goldschmidt schenkte im Januar 1932 seinen Hausrat im Wert von 1.500 RM seinem Sohn Lothar (geb. 6.6.1913 in Northeim), um ihm die Ausreise nach Palästina zu finanzieren. Diesen Betrag hat dieser niemals erhalten, aber 1935 gelang ihm die Auswanderung.
Dem Ehepaar Goldschmidt ging es fortan finanziell sehr schlecht. Ohne ein festes Ar- beitsverhältnis erledigte Salo Goldschmidt Gelegenheitsarbeiten für die Stadt (z. B. „Anlagen bewachen“). Die Bezahlung erfolgte nur sehr unregelmäßig. Zeugen wollen gesehen haben, dass er sich von Abfällen ernährte. Selma Goldschmidt verstarb am 15.2.1937.
Salo Goldschmidt zog daraufhin zu seiner Schwester Fanny Auerhahn, geb. Goldschmidt, nach Bremen, Fedelhören 72, wo er vom 7.11.1938 bis zum 23.7.1942 gemeldet war. Im Zuge des Novemberpogroms von 1938 wurde er verhaftet und im Zuchthaus Bremen-Oslebshausen und anschließend einige Wochen im Konzentrationslager Sachsenhausen festgehalten. Nach seiner Rückkehr wurde er in das Jüdische Altersheim in Bremen-Gröpelingen eingewiesen. Seine Schwester und andere jüdische Bewohner des Hauses Fedelhören 72 waren inzwischen ausgezogen und emigriert. Der Grund, warum Salo Goldschmidt zurückblieb, ist nicht bekannt.
Am 23.7.1942 wurde Salo Goldschmidt in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Laut Todesfallanzeige der Ghettoverwaltung starb er am 21.1.1943 an einer Lungenentzündung.
Barbara Ebeling (2016)
Informationsquelle:
StA Bremen 4,54-E4810
Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Theresienstadt