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Harry Herz, *1914

deportiert 1942
ermordet in Izbica


Lemwerderstr. 4
Bremen-Vegesack
ehemalige Straßenbezeichnung: Gartenstr. 4


Lemwerderstr. 4 - Weitere Stolpersteine:


Harry Herz


Familienbiografie
Eduard Herz
Dina Herz, geb. Rosenbach
Harry Herz

Der am 23.8.1878 in Aumund-Fähr geborene Eduard Herz war von Beruf Produktenhändler. Er heiratete die am 10.5.1886 in Hoof (Kreis Kassel) geborene Dina Rosenbach. Sie lebten in Fähr in der Gartenstraße 4 (heute Lemwerderstraße). Am 11.5.1914 wurde ihr Sohn Harry geboren.

Als Beruf ist im Erinnerungsbuch für Harry „Arbeiter“ angegeben. In der Reichspogromnacht 1938 entging er nur deshalb der „Schutzhaft“, weil er sich nicht in Bremen aufhielt.

Am 11.6.1941 verließ Harry Herz Bremen und zog in das bei Koblenz gelegene Bendorf. Nach Angaben im Gedenkbuch des Bundesarchivs war sein Ziel die Jacoby’sche Heilund Pflegeanstalt in Bendorf-Sayn. Wir wissen nicht, warum er sich dorthin wandte. Vielleicht suchte er dort eine Beschäftigung und glaubte, er wäre dort sicher. In den Unterlagen der Bremer Nervenklinik ist er nicht verzeichnet.

In der vormals renommierten Anstalt sollten nach den Plänen der Reichsregierung die jüdischen Psychiatrie-Patienten aus ganz Deutschland konzentriert werden. Seit 1939 durfte die Anstalt ausschließlich jüdische Patienten aufnehmen. 1941 wurden Patienten aus Bendorf-Sayn in der „Landesheil- und Erziehungsanstalt“ Hadamar ermordet. Nach Protesten kirchlicher Kreise wurden die Mordpläne dahingehend geändert, dass auch die jüdischen Psychiatriepatienten in die Vernichtungslager im Osten deportiert wurden. Der erste Sammeltransport aus Koblenz, der auch Patienten aus Bendorf-Sayn einschloss, fand am 22.3.1942 statt.

Harry Herz wurde am 15.6.1942 von Koblenz aus deportiert. Ziel war das VernichtungslagerSobibor. Nach der Datenbank von Yad Vashem war sein Todesort das östlich von Lublin gelegene Ghetto Izbica, das ab 1942 eine Durchgangsstation für deportierte Juden auf dem Weg in die Vernichtungslager Belzec und Sobibor war.

Eduard und Dina Herz wurden – wie auch Eduards Brüder und ihre Familien – am 18.11.1941 in das Ghetto Minsk deportiert. Dort wurden sie ermordet: sofern sie nicht den unmenschlichen Lebensbedingungen im Ghetto erlagen, fielen sie einer der Massenmordaktionen zum Opfer, die Ende Juli 1942 begannen.

Wiltrud Ahlers / Michael Cochu (2013)

Informationsquellen:
StA Bremen Einwohnermeldekartei
www.bendorf-geschichte.de: Die Jacoby’schen Anstalten während der faschistischen Gewaltherrschaft
Wikipedia: Izbica (Stand 2013)

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Minsk