Ludwig Fürstenthal, *1878
deportiert 1941
ermordet in Minsk
Ostertorstr. 39
Bremen-Mitte
Ludwig Fürstenthal
Ludwig Fürstenthal wurde am 5.7.1878 in Breslau geboren. In Bremen lebte und arbeitete er seit 1926 als Dentist und betrieb bis 1928 sein „Zahnatelier“ - so im Adressbuch aufgeführt - in der Obernstraße 16; danach verlegte er Wohnung und Praxis in die Ostertorstraße 38/39 (heute Altenwall 3).
Im Haushalt und Zahnlabor wurde der gehbehinderte Ludwig Fürstenthal von Emma Ahlburg (geb. 3.12.1903) unterstützt, die ebenfalls im Hause Ostertorstraße 39 wohnte. Sie gab nach Kriegsende an, seine Verlobte gewesen zu sein. Eine Eheschließung sei aufgrund der nationalsozialistischen Rassengesetzgebung verboten gewesen. Sie sei als „Judenbraut“ schikaniert, häufig zur Gestapo vorgeladen und im Verlaufe der Verhöre getreten und geschlagen worden, was zu bleibenden Schäden geführt habe. Eine Entschädigung wurde ihr jedoch nicht gewährt, weil sie in keinem Rechtsverhältnis gestanden, sondern in „wilder Ehe“ mit Ludwig Fürstenthal gelebt habe. Am 20.2.1939 wurde ihm „widerruflich die Ausübung als Dentist gestattet. F. darf nur Juden behandeln.“
Als Ludwig Fürstenthal den Bescheid zur Deportation erhielt, verpackte er seine gesamte Praxiseinrichtung in zehn Kisten, um diese mitzunehmen und in der neuen „Heimat“ seinen Mitmenschen helfen zu können. Die Einrichtung der Zwei-Zimmer-Wohnung, ein Schreibtisch sowie ein Instrumentenschrank blieben zurück und wurden nach seiner Deportation von der Gestapo abgeholt.
Am 18.11.1941 wurde Ludwig Fürstenthal in das Ghetto Minsk deportiert. Dort wurde er ermordet: sofern er nicht den unmenschlichen Lebensbedingungen im Ghetto erlag, fiel er einer der Massenmordaktionen zum Opfer, die Ende Juli 1942 begannen.
Barbara Ebeling (2015)
Informationsquellen:
StA Bremen 4,54-E9569, Einwohnermeldekartei
Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Minsk