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Sophie Dunkel, geb. Gans, *1876

deportiert 1942 nach Theresienstadt
ermordet in Auschwitz


Beim Paulskloster 16
Bremen-Mitte
ehemalige Straßenbezeichnung: Mühlenstr. 16

Sophie Dunkel


Sophie Gans Mutter Dirkje Henriette, geborene Fischer, heiratete am 4.11.1874 Isaak Moses Gans. Nach einem Vermerk in ihrer Heiratsurkunde war sie vorher von der evangelischen zur jüdischen Religionsgemeinschaft übergetreten. Die Tochter Sophie wurde am 23.9.1876 in Dornum/ Kreis Norden geboren. Dirkje (auch: Sarah Abrahams) Gans starb am 10.9.1892; in ihrer Sterbeurkunde wurde sie als mosaisch, d. h. jüdischen Glaubens, ausgewiesen. Sophie Gans wuchs bei der evangelisch-lutherischen Großmutter mütterlicherseits auf. Noch vor Erreichen des 15. Lebensjahres zog sie auf die Insel Norderney und lebte bei der Schwester des örtlichen Pastors. Am 2.3.1901 heiratete sie in Bremen den katholischen Hilfsmonteur Heinz Dunkel, geb. 4.7.1875 in Beuren/ Kreis Worbis. Aus der Ehe gingen zwei Töchter hervor, die beide im Jahr 1938 nicht mehr lebten.

Das Ehepaar wohnte zunächst im Bremer Ortsteil Oslebshausen und war im Ortsteil Ostertor ab 4.9.1923 in der Mühlenstraße 16 (heute Beim Paulskloster 16) gemeldet. Am 4.2.1925 starb Heinz Dunkel an den Folgen seiner Kriegsverletzung. Sophie Dunkel galt daher als Kriegerwitwe; ihr wurde das Ehrenkreuz für Kriegerwitwen verliehen.

Auf der Einwohnermeldekarte von Sophie Dunkel wurde in der Rubrik Konfession zunächst „evangelisch“, nachträglich „mosaisch“ eingetragen. In einer Anmerkung wurde sie als„Geltungsjüdin“ bezeichnet. Nach einer Notiz auf dieser Karte vom 17.1.1942 war sie nicht damit einverstanden, den für alle Jüdinnen ab 1.1.1939 verbindlich vorgeschriebenen Vornamen Sara zu führen. Es kam deshalb zu einem Gerichtsverfahren vor dem Amtsgericht Bremen. In diesem Zusammenhang erklärte sie, dass sie niemals ihren Vater gesehen und überhaupt auch nie mit der jüdischen Religionsgemeinschaft etwas zu tun gehabt habe. Die Bremische Evangelische Kirche bestätigte am 18.12.1942, dass sie seit etwa 1920 als Mitglied der St. Petri Domgemeinde geführt wurde. Am 26.1.1943 fasste das Amtsgericht Bremen einen Beschluss zu ihren Gunsten; im Februar 1943 wurde der ihr aufgezwungene Vorname Sara aus den Akten des Standesamtes Bremen-Mitte gelöscht.

Am 22.3.1943 legte die Gestapo Bremen dagegen Beschwerde ein. Das Landgericht Bremen wies diese Beschwerde am 19.4.1943 aus formalrechtlichen Gründen zurück, ohne auf die von den beiden Gerichtsparteien vorgebrachten sachlich-inhaltlichen Gründe einzugehen. Sophie Dunkel half der Sieg vor den Gerichten nicht mehr: Bereits am 23.7.1942 war sie in das Ghetto Theresienstadt deportiert worden und am 15.5.1944 weiter in das Vernichtungslager Auschwitz, wo sich ihre Spur verliert.

Barbara Ebeling (2016)

Informationsquellen:
StA Bremen Einwohnermeldekarte,
Gerichtsakten III 92/42, Az 1 T 28/43
www.holocaust.cz/de/opferdatenbank

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Theresienstadt
Glossarbeitrag Auschwitz
Glossarbeitrag Rassengesetzgebung