Sie befinden sich hier | Kapitelüberschrift  Stolpersteine Biografie
Schriftgroesse verkleinern Schriftgroesse normal Schriftgroesse vergrössern
Diese Seite ausdrucken

Adolf Goldberg, *1871

deportiert 1942 nach Theresienstadt
tot 19.1.1943


Schildstraße 1
Bremen-Mitte

Adolf Goldberg

Adolf Goldberg

Adolf Goldberg wurde am 9.1.1871 als einziger Sohn des Schlachters Meyer Goldberg und seiner Frau Lisette in Bremen, Waller Chaussee 21, geboren. Am 13.1.1871 wurde er standesamtlich als „Israelit“ eingetragen. 1907 starb der Vater, die Mutter zog in die Landwehrstraße 102.

Adolf Goldberg wurde Musiker, wohnte als junger Mann zeitweise in Grambke und ab 1904 in der Hansastraße 117 (Doventorsvorstadt). Am 9.4.1908 heiratete er Johanna Buck und zog mit ihr in die Sankt-Magnus-Straße 113, später in die Hansastraße und Kölner Straße 70. Die Ehe wurde, da sich Goldberg hatte taufen lassen (s. u.), wohl auf christlicher Basis geschlossen; auf der Einwohnermeldekarte von 1930 sind die Eheleute auch als „evangelisch“ vermerkt. Kirchenbucheintragungen der Trauung oder Taufe von Adolf Goldberg sind allerdings nicht auffindbar. 1932 verstarb Adolfs Goldbergs Frau, 1938 ging der Musiker mit 67 Jahren in Rente. Er war zuvor noch am Gröpelinger Deich 86 und dann in der Wacholderstraße 27 wohnhaft. Aufgrund der NS-Rassengesetze musste Adolf Goldberg ab 1939 den zweiten Vornamen „Israel“ führen, obwohl er „laut Mitteilung der Evangelischen Kanzlei getauft“ war. Als Begründung für die Namensänderung trägt seine Meldekarte den Vermerk „4 Großelternteile Jude“.

Wegen zunehmender Sehschwäche verließ Adolf Goldberg den heimischen „Bremer Westen“ und zog am 15.8.1941 in die Schildstraße 2, später in das Haus Nr.1. Beide Häuser gehörten dem bremischen Blindenverein, der im Innenblockbereich Werkstätten betrieb. Adolf Goldberg war dieser Arbeit aber nicht gewachsen und zog bereits am 14.2.1942 in das Jüdische Altersheim in der Gröpelinger Heerstraße 167.

Am 23.7.1942 wurde Adolf Goldberg 71-jährig im Sammeltransport VIII/1 über Hannover in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Er hatte die Lager-Nummer VIII/1-654 und war in Gebäude L 505, Zi.04 untergebracht. Am 19.1.1943, zehn Tage nach seinem 72. Geburtstag, starb Adolf Goldberg. Der behandelnde Arzt Dr. Friedrich Kisser attestierte „Marasmus Senilis“ (Altersschwäche) als Todesursache. Als Ort und Stunde der Beisetzung ist im Lagerbuch „Theresienstadt am 21.1.1943 um 15 Uhr“ eingetragen. Der Leichnam Adolf Goldbergs wurde im benachbarten KZ Leitmeritz verbrannt, seine Asche lagerte bis Ende 1944 in einer Pappschachtel im „Kolumbarium“ der Festungsmauer von Theresienstadt. Kurz vor Kriegsende wurde sie von der SS in die Eger gekippt, zusammen mit etwa 25.000 anderen.

Adolf Goldberg gehörte wohl nicht zu den namhaften Vertretern seiner Zunft; in den Archiven und Standardwerken über das Bremer Musikleben findet sich jedenfalls kein Eintrag über ihn. Er war vermutlich einer der vielen namenlosen Bremer Musiker, die sich bei Hochzeiten, Familienfeiern, Tanzgelegenheiten oder als Straßenmusiker ihren Unterhalt verdienten.

Kurt Sommer (2016)

Informationsquellen:
STA Bremen Einwohnermeldekartei, Zivilstandsregister

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Christen jüdischer Herkunft
Glossarbeitrag Theresienstadt