Sie befinden sich hier | Kapitelüberschrift  Stolpersteine Biografie
Schriftgroesse verkleinern Schriftgroesse normal Schriftgroesse vergrössern
Diese Seite ausdrucken

Gesine Vielstich, *1902

eingewiesen 1938 in die "Heilanstalt" Lüneburg
tot 25.7.1941


Besanstr. 3
Bremen-Blumenthal
ehemalige Straßenbezeichnung: Nordstr. 3

Gesine Vielstich

Gesine  Vielstich

Die am 16.8.1902 geborene Gesine Vielstich war ledig und lebte mit der Familie ihrer Schwester im Elternhaus in Blumenthal, Nordstraße 3 (heute Besanstraße).

Gesine war Mitglied der Landeskirchlichen Gemeinschaft, einem Zusammenschluss evangelischer Christen in Blumenthal. Große Freude bereitete ihr die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, insbesondere mit Mädchen. In diese Arbeit brachte sie ihre Begeisterung für die Musik ein. Sie war auch Gruppenleiterin und unternahm mit den jungen Menschen Urlaubsfahrten.

Im Jahr 1937 erkrankte sie an einer Blinddarmentzündung und wurde im Krankenhaus Blumenthal operiert. Vermutlich als Folge der Narkose entwickelte sich eine Psychose. Alle Bemühungen ihrer Familie, eine Entlassung aus dem Krankenhaus zu erwirken, schlugen fehl. Sie wurde von Blumenthal in die Bremer Nervenklinik verlegt. Am 23.7.1938 wurde sie von dort in die einzige psychiatrische Anstalt Niedersachsens, die Landes-Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg, überstellt. Wenn Mitglieder der Familie oder Freunde aus der landeskirchlichen Gemeinschaft sie dort besuchten, bat sie immer wieder darum, nach Hause zu kommen. Dieses Ansinnen wurde wiederholt abgelehnt.

Im Jahr 1941 erhielt die Familie völlig unerwartet die Nachricht, dass Gesine an einer Bronchitis gestorben sei. Das Todesdatum wurde nicht mitgeteilt, und der Sarg durfte nicht mehr geöffnet werden, da es sich um eine „geheime Reichssache“ handele. Die tatsächliche Todesursache ließ sich so nicht mehr überprüfen.

Die Bildungs- und Gedenkstätte Opfer der NS-Psychiatrie in Lüneburg ermittelte später das Todesdatum: Gesine Vielstich starb am 25.7.1941. Am 29.7.1941 wurde sie auf dem Friedhof der reformierten Gemeinde in Blumenthal beigesetzt.

Wiltrud Ahlers (2013)

Informationsquellen:
Archiv der Gedenkstätte Opfer der NS-Psychiatrie in Lüneburg
Berichte des Neffen Lothar Kobbe und von Mitgliedern der Landeskirchlichen Gemeinschaft
Gruppenleiterin Gesine Vielstich

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag "Euthanasie" / Zwangssterilisation