Clementine Stoppelman, geb. Meyer, *1889
Flucht 1939 Holland; Interniert Westerbork; Deportiert 1942
Ermordet in Auschwitz
Löningstraße 29
Bremen-Mitte
Verlegedatum: 11.10.2013
Löningstraße 29 - Weitere Stolpersteine:
Clementine Stoppelman
Familienbiografie
Daniel Stoppelman
Clementine Stoppelman, geb. Meyer
In Bremen lebten eine Reihe von Juden, die ihre familiären Wurzeln in den Niederlanden hatten. Für sie bot sich die Flucht in ihre frühere Heimat an, da vielfach die Sprache beherrscht wurde und möglicherweise Verwandte beim Neubeginn helfen konnten. Dass sich der Zufluchtsort als Falle erwies, konnte keiner erahnen.
Daniel Stoppelman, geb. 14.1.1878 in Winschoten, war der Sohn von Moses und Geerdje Stoppelman, geb. van Zand. Er war seit 1913 deutscher Staatsangehöriger und 1917 mit seiner Ehefrau Clementine, geb. Meyer, geb. 15.4.1889 in Hilden, nach Bremen zugezogen. Ihr Vater Nathan Meyer (geb. 1861) war Viehhändler in Hilden. Sie hatten 1911 in Hilden geheiratet. Das Ehepaar hatte drei Kinder: Gerda (geb. 1912 in Oldenburg), Ellen (geb. 1914 in Oldenburg) und Margot (geb. 1919 in Bremen).
Da der Familienname holländischer Herkunft ist, wurde er ursprünglich mit einem „n“ am Ende geschrieben, so auch in der Einwohnermeldekartei. Später hat es eine Angleichung der Schreibweise in „Stoppelmann“ gegeben, die auch in deutschen Urkunden übernommen wurde.
Das Ehepaar wohnte bis zum 28.4.1933 im eigenen Haus in der Löningstraße 29 und verzog kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten nach Amsterdam. Im Sommer 1935 kamen sie wieder nach Bremen zurück und wohnten vom 29.8.1935 bis zum 10.11.1938 in Fedelhören 52.
Daniel Stoppelman war Viehhändler, dessen Geschäfte gut gingen. Gegen Ende 1937 wurde ihm seine Gewerbeerlaubnis entzogen. Ein Zeitzeuge berichtete nach dem Krieg: „...Ich erinnere nur, dass die älteste Tochter eines Tages ganz aufgeregt ins Geschäft kam und mir erklärte, dass sie ihren Vater vom Schlachthof vertrieben und ihn dabei verhauen hätten.“ Am 25.1.1938 meldete er einen Hausierhandel mit Manufakturwaren an, aber bereits ab dem 6.10.1938 wurde er auf der Einwohnermeldekartei als Privatmann geführt.
In der Pogromnacht 1938 wurde Daniel Stoppelman verhaftet und unter der Bedingung Ende November/Anfang Dezember aus dem KZ Sachsenhausen entlassen, dass er Deutschland zu verlassen habe. Am 27.12.1938 meldete er sich nach Groningen ab. Clementine Stoppelman organisierte mit ihrer Tochter Margot anschließend ihren Umzug nach Holland und verließ am 10.7.1939 Bremen.
Im Herbst 1942 begannen Großrazzien in den besetzten Niederlanden nachdem die Aufrufe an die Juden, sich freiwillig zum „Arbeitseinsatz“ zu melden, kaum befolgt wurden. Das Ehepaar Stoppelman wurde im November verhaftet , am 12.11.1942 in das Durchgangslager Westerbork eingeliefert und bereits am 20.11.1942 weiter nach Auschwitz deportiert. Sie gelten ab dem 23.11.1942 als „in der Umgebung von Auschwitz“ ermordet.
Nach ihrer Verhaftung wurde die Wohnungseinrichtung in Groningen beschlagnahmt und im Zuge der sog. M-Aktion (M=Möbel) verwertet. Anfangs wurden die Möbel den Verwaltungen in den besetzten Ostgebieten zur Verfügung gestellt, später jedoch bevorzugt den Bombengeschädigten im Deutschen Reich zum Kauf angeboten. Etwa ein Fünftel aller Lieferungen trafen zur Verwertung im Gau Weser-Ems ein.
Der Tochter Ellen (verh. Wadsworth) gelang Anfang Juli 1939 die Flucht nach England. Sie lebte später in Los Angeles. Die Tochter Margot (verh. Felsen) verzog 1940 nach Hannover, wurde von dort am 15.12.1941 nach Riga deportiert und überlebte als eine der Wenigen die Deportation. Später wanderte sie in die USA aus.
Die Tochter Gerda emigrierte gleichfalls nach Holland und war ab dem 14.10.1933 in Amsterdam gemeldet. 1942 heiratete sie Leon Moldauer. Beide wurden am 26.8.1942 verhaftet und in Mechelen/Belgien interniert. Gerda Moldauer wurde vermutlich am 29.9.1942 in Auschwitz ermordet. Ihr Ehemann kam nach längerem Arbeitseinsatz am 31.8.1944 ums Leben. Gerda Moldauers Sohn Peter (geb. 1934) überlebte die Zeit der Verfolgung bei einer holländischen Familie. Für Gerda Stoppelman und ihren Ehemann wurden im Mai 2013 in der Wulwesstraße 19 Stolpersteine verlegt.
Peter Christoffersen (2015)
Informationsquellen:
StA Bremen 4,54-E10157, 4,54-E10158, Einwohnermeldekartei
Weitere Informationen:
Glossarbeitrag "Auswanderung"
Glossarbeitrag Westerbork
Glossarbeitrag Auschwitz