Curt Caspary, *1882
Deportiert 1941, Ghetto Minsk
Ermordet in Minsk
Außer der Schleifmühle 27
Bremen-Mitte
Verlegedatum: 11.10.2013
Außer der Schleifmühle 27 - Weitere Stolpersteine:
Curt Caspary
Familienbiografie
Curt Caspary
Gertrud Caspary, geb. Dahlsheimer
Das Ehepaar Caspary war erst ab 1934 in Bremen ansässig. Was sie aus Neustrelitz hierher führte, welchen Bezug sie zu Bremen hatten, ist nicht bekannt.
Curt Caspary, geb. 14.1.1882 in Berlin, war der Sohn von Adolph Caspary und seiner Ehefrau Julie, geb. Bernhard. In Kaiserslautern heiratete er am 18.11.1912 Gertrud Dahlsheimer (geb. 10.5.1894 in Kaiserslautern). Ihre Eltern waren Albert und Amalie Dahlsheimer, geb. Schmidt. Die Ehe von Curt und Gertrud Caspary blieb kinderlos.
Zur Lebensgeschichte von Curt und Gertrud Caspary gibt es nur noch wenige Unterlagen, die ausgewertet werden konnten; Hauptquelle ist ihre Einwohnermeldekarte. Danach lebten sie in Neustrelitz, bevor sie am 15.10.1934 nach Bremen zogen. Es ist anzunehmen, dass nach Bremen berufliche Kontakte bestanden, da Curt Caspary als Vertreter tätig war.
Das Ehepaar wohnte zunächst für ein Jahr in der Rutenstraße 8 und wechselte dann in eine große Vierzimmerwohnung in Außer der Schleifmühle 27. Ihre Wohnungseinrichtung soll laut Augenzeugen sehr gediegen gewesen sein. Im Zuge der behördlichen Deportationsvorbereitung mussten sie diese Wohnung verlassen und wurden am 3.9.1941 in das „Judenhaus“ Feldstraße 27 eingewiesen. Ihre Wohnungseinrichtung hatten sie zuvor weit unter Wert verkaufen müssen.
Das Ehepaar Caspary hatte bei seiner Anmeldung auf dem Einwohnermeldeamt eine Religionszugehörigkeit verneint. Aber spätestens im Januar 1939 war oder wurde den Behörden bekannt, das beide jüdische Großeltern hatten. Sie galten somit nach den NS-Rassegesetzen als Juden, und ihre Vornamen wurden zwangsweise um Sara und Israel ergänzt. Die nicht getilgten Fragezeichen hinter den Eintragungen zur Religionszugehörigkeit „di“ (= ohne) und „ms“ (= mosaisch) auf der Einwohnermeldekarte lassen auf administrative Aktivitäten schließen, wenn auch der Zeitpunkt daraus nicht zu ersehen ist. Mit den vermutlich späteren Einträgen bei Curt Caspary „3 Großelternteile Jude“ bzw. bei Gertrud Caspary „4 Großelternteile Jude“ kam die Behörde zur Entscheidung: „Rassenmäßig Jude“.
Das Ehepaar lebte in guten Vermögensverhältnissen, so dass der Lebensunterhalt aus den Kapitalerträgen bestritten wwerden konnte. Doch mit der Sperrung der jüdischen Konten ab 1939 werden sich auch bei ihnen gravierende Veränderungen ergeben haben.
Curt und Gertrud Caspary wurden am 18.11.1941 von Bremen aus in das Ghetto Minsk deportiert. Sofern sie nicht den unmenschlichen Lebensbedingungen im Ghetto erlagen, fielen sie einer der Massenmordaktionen, die Ende Juli 1942 begannen, zum Opfer.
Das Wiedergutmachungsverfahren nach dem Kriege wurde von zwei Schwestern Curt Casparys geführt, die beide in Australien lebten.
Peter Christoffersen (2016)
Informationsquellen:
StA Bremen 4,54-E11235, 4,54-Rü5982, Einwohnermeldekartei
Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Rassengesetzgebung
Glossarbeitrag Minsk