Werner Sereth, *1913
Ausgewiesen 1938, Polen
Schicksal unbekannt
Uhlandstraße 45
Bremen-Schwachhausen
Verlegedatum: 11.10.2013
Werner Sereth
Werner Sereth wurde am 6.10.1913 in Berlin als Sohn von Gerson und Marie Sereth, geb. Zadik geboren. Sein Vater (1871-1934) – aus Tarnopol/Galizien stammend – lebte seit 1900 in Berlin. Er betrieb dort ein Herren- und Knabengarderobengeschäft, das sich ab 1910 bis Ende der 1920er Jahre in der Skalitzer Straße 132 (Kreuzberg) befand. In der Straße gab es viele kleine Läden, die von aus dem Osten zugewanderten jüdischen Besitzern geführt wurden. Seine Mutter, über die keine Daten bekannt sind, ist im Berliner Adressbuch als Inhaberin verzeichnet. Die Familie hatte lange Jahre ihre Wohnung im Nachbarhaus (Nr. 133). Sein Vater starb in Berlin und wurde auf dem jüdischen Friedhof Weißensee beigesetzt.
Der Einwohnermeldekarte ist zu entnehmen, dass Werner Sereth am 29.3.1936 nach Bremen kam und zunächst fünf Monate in der Pension Rosenbaum am Bahnhofsplatz 16 wohnte. Ab dem 31.8.1936 hatte er eine Wohnung im Haus von David Platzer in der Uhlandstraße 45. Hier blieb er bis zu seiner Abschiebung. Er war ledig und hatte eine Schlosserlehre absolviert. Er besaß die polnische Staatsangehörigkeit und war damit von den Ausweisungen im Rahmen der so bezeichneten Polenaktion am 27./28.10.1938 betroffen. Mehr als 17.000 polnische Juden, die im Deutschen Reich wohnten, wurden verhaftet und über die polnische Grenze getrieben.
In der Ausländerakte Werner Sereths ist am 17.11.1939 vermerkt: „Aufenthaltsverbot für das Reichsgebiet“. Dies könnte darauf hindeuten, dass er sich um eine Einreise nach Deutschland bemüht hatte. Dafür spricht auch ein weiterer Vermerk auf der Einwohnermeldekarte, dass bei einer Anmeldung Mitteilung an die Kripo zu machen sei. Mit dem Eintrag auf der Liste der nach Polen abgeschobenen Personen verliert sich die Lebensspur von Werner Sereth.
Sein weiteres Schicksal und sein Todesort sind nicht bekannt. Seine Schwester Henny Jacobsohn, wohnhaft in Jerusalem, hinterlegte 1985 ein Gedenkblatt für ihren Bruder bei Yad Vashem.
Verfasser:
Peter Christoffersen (2017)
Informationsquellen:
Staatsarchiv Bremen, Einwohnermeldekartei
Zentral- und Landesbibliothek Berlin, Berliner Adressbücher
Berliner Geschichtswerkstatt (Hg.), Juden in Kreuzberg, Berlin 1991
www.yadvashem.org
Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Polenaktion