Lotte Rosenwald, verh. Scheige, *1923
VERHEIRATET IN BERLIN, DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN AUSCHWITZ
Hamburger Straße 10
Bremen-Östliche Vorstadt
Verlegedatum: 03.03.2014
Hamburger Straße 10 - Weitere Stolpersteine:
Lotte Rosenwald, verh. Scheige
Familienbiografie
Lotte Rosenwald, verh. Scheige
Günther Scheige
Lotte Rosenwald, geb. 13.5.1923 in Furth i.W., war die Tochter von Betty Dierks, gesch. Rosenwald, geb. Rheinfelder (geb. 1902 in Schweinfurt). Betty Dierks war jüdischen Glaubens und in zweiter Ehe (Heirat am 31.12.1931) mit Amandus Dierks aus Bremen verheiratet. Mit ihnen lebte Lotte Rosenwald in der Hamburger Straße 10.
Amandus Dierks betrieb seit 1919 einen Akkumulatoren-Betrieb in der Langenstraße 90/91 (Bremen-Mitte). Er belieferte u. a. städtische Behörden, Polizei und Wehrmacht mit Batterien. Am 9.10.1944 verhafteteten ihn SA-Männer in den Trümmern seines bombardierten Geschäftshauses mit der Begründung, er sei mit einer Jüdin verheiratet. Bis zum 10.2.1945 war er im Arbeitserziehungslager (AEL) Farge und im Arbeitslager Lenne interniert. Betty Dierks, zunächst vor Deportationen geschützt, weil sie nichtjüdisch verheiratet war, wurde schließlich doch noch am 13.2.1945 in das Ghetto Theresienstadt deportiert und dort am 8.5.1945 befreit. Am 3.9.1945 ließ sie sich von Amandus Dierks scheiden und wanderte in die USA aus.
Lotte Rosenwald kam 1931 mit ihrer Mutter nach Bremen. Nachdem sie die Schule beendet hatte, verließ sie ihr Elternhaus zweimal für kürzere Zeit, um am 31.7.1940 endgültig nach Berlin umzuziehen. Über den Grund, ihre Mutter mit 17 Jahren zu verlassen, können nur Vermutungen angestellt werden. Vielleicht hatte sie in Berlin eine Anstellung gefunden. In dem Haus in Grunewald/Schmargendorf, in dem sie gemeldet war, wohnten ein Dentist und zwei Lehrerinnen. Zu einem nicht bekannten Zeitpunkt heiratete sie Günther Scheige (geb. 24.3.1921 in Berlin). Das Ehepaar lebte mit letzter bekannter Adresse in Berlin in der Lothringer Straße 70 (N54 Berlin-Mitte).
Günther Scheige war der Sohn von Harry Scheige (geb. 1891 in Dyck) und Bertha Goldschmidt (geb. 1894 in Krone a.d. Brahe). Er wuchs bei seinen Eltern in Berlin auf, sein Vater war Schneider. Die jüdische Familie lebte um 1931 in der Adalbertstraße 34 (SO 16). Weitere Einzelheiten konnten nicht ermittelt werden.
Mit den Nummern 199 und 200 sind Günther und Lotte Scheige auf der Deportationsliste des 24. Osttransports verzeichnet. Sie waren als Arbeiter eingetragen und als arbeitsfähig klassifiziert. Der Transport verließ Berlin am 9.10.1942 mit 1000 Personen in das Vernichtungslager Auschwitz. Lotte Scheige wurde vermutlich kurz nach der Ankunft ermordet. Günther Scheige erhielt die Häftlingsnummer 81369 und wurde der Maurerschule zugeteilt. In dieser Gruppe waren die Überlebenschancen relativ hoch. Dennoch verstarb er am 3.2.1943 im Krankenblock 20 des Lagers Auschwitz.
Günther Scheiges Eltern, Harry und Bertha Scheige, zuletzt wohnhaft in Berlin, Münzstraße 10, wurden mit dem 19. Osttransport, der Berlin am 31.8.1942 verließ, in das Ghetto Riga deportiert. Sie wurden wenige Tage später, am 8. September, im Wald von Bikernieki ermordet. Eine Cousine Günther Scheiges legte 1985 für ihn und für seine Ehefrau Lotte ein Gedenkblatt in Yad Vashem an.
Peter Christoffersen (2016)
Informationsquellen:
StA Bremen 4,54-E433, Einwohnermeldekartei, Berliner Adressbuch, www.statistik-des-holocaust.de (Deportationslisten Berlin) Archivum PMAB - Auschwitz
www.yadvashem.org
Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Auschwitz