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Hedwig Hass, geb. Jacobsohn, *1873

DEPORTIERT 1942, THERESIENSTADT,
1942 TREBLINKA, ERMORDET


Ottjen-Alldag-Straße 22
Bremen-Obervieland
ehemalige Straßenbezeichnung: Hermann-Löns-Straße

Verlegedatum: 22.10.2024

Hedwig Hass

Hedwig Hass

Hedwig Hass wurde am 17.11. 1873 als Tochter von Wilhelm Jacobsohn und Karoline, geb. Löwenstein in Bütow ( heute das polnische Bytów) geboren. Bütow , am Westrand der Kaschubei gelegen , war zur Zeit ihrer Geburt Kreisstadt der preußischen Provinz Pommern. Die Stadt hatte einen hohen jüdischen Bevölkerungsanteil. Über ihre jüdische Familie, ihre Kindheit und Jugend ist nichts in Erfahrung zu bringen. Ihr Leben lässt sich nur über die Einwohnermeldekarten und Personenstandsregister in Lübeck und Bremen, den Orten, in denen sie ihr Erwachsenenleben verbracht hat, rekonstruieren.

Nach diesen Quellen war sie in erster Ehe mit Ernst Jacobsohn verheiratet. Diese Ehe wurde geschieden. Ihre zweite Ehe schloss sie 1902 in Danzig, möglicherweise hat sie zu diesem Zeitpunkt noch in ihrer Heimatregion Pommern gelebt . Ihr zweiter Mann, Heinrich Detlev Hass(geb.1877), stammte aus Gaarden (heute Stadtteil von Kiel) und war Ingenieur von Beruf. Ob aus den beiden Ehen von Hedwig Hass Kinder hervorgegangen sind, ist nicht bekannt.

Seit 1927 lebte das Paar in Lübeck, ab 1935 in Bremen, zunächst für mehrere Monate an wechselnden Adressen , ab dem 22.9. 1937 dann in der Otjen – Alldag – Straße in Huckelriede, die damals noch Hermann -Löns-Straße hieß, der Straßenname wurde erst in den 1950ger geändert. Unter der Adresse Hermann-Löns-Straße 22 sind außer Heinrich Detlev Hass im Bremer Adressbuch von 1938 noch die Namen von zwei weiteren Ingenieuren verzeichnet, möglicherweise war in dem Haus ein Ingenieurbüro.

Durch ihre Ehe mit dem nichtjüdischen Heinrich Detlev Hass war Hedwig Hass zunächst vor Vernichtung durch das NS-Regime geschützt. Diese Ehe hatte trotz aller antisemitischen Anfeindungen und Diskriminierungen durch die Nationalsozialisten Bestand. Tragischerweise verunglückte ihr Ehemann jedoch im Alter von 64 Jahren am 19.11.1941 in der Bremer Innenstadt tödlich.

Dadurch verlor Hedwig Hass den relativen Schutz der „Mischehe“: schon zwei Monate später musste sie die eheliche Wohnung in Huckelriede verlassen und in das „ Judenhaus“ Kepplerstraße 36 umziehen. Von dort wurde sie am 23.7. 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, einen Monat später weiter in das Vernichtungslager Treblinka, wo sie ermordet wurde.

Christine Nitsche-Gleim (2024)

Informationsquellen:
Stadtarchiv Lübeck, Einwohnermeldekartei
StAB Bremen 4,60/5-7066, Einwohnermeldekartei

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Theresienstadt