Johanne Sauerbaum, geb. Krüger, *1874
EINGEWIESEN 1937, BREMER NERVENKLINIK, ´VERLEGT` 9.12.1943, ´HEILANSTALT` MESERITZ-OBRAWALDE,
ERMORDET 5.4.1944
Sommerstraße 39
Bremen-Findorff
Verlegedatum: 23.10.2024
Johanne Sauerbaum

Johanne Krüger wurde am 12.7.1874 in Großdeutschkonopat/Landkreis Schwetz (Westpreussen) geboren, Tochter von Johann Krüger und seiner Frau Ottilie (geb. Schülke).
In Bromberg (heute Bydgoszcz, Polen) heiratete sie am 3.11.1904 den Schlosser Max Hermann Sauerbaum (geb. 1878 Pekelskan/Kr. Braunsberg). Aus der Ehe sind Kinder hervorgegangen: Lothar (geb. 1908), Herta (geb. 1910) und Heinz (geb. 1915). Das Ehepaar scheint seit der Heirat seinen Lebensmittelpunkt in Bromberg gehabt zu haben.
Max Sauerbaum kämpfte als Soldat im Ersten Weltkrieg. Er starb am 23.4.1917 an einer nicht benannten Krankheit.
Nach Ende des Ersten Weltkrieges wurden unter anderem in Bromberg die westpreussischen Bürger vor die Wahl gestellt, sich für die Deutsche oder die Polnische Staatsbürgerschaft zu entscheiden. Johanne Sauerbaum entschied sich für das Deutsche Reich und zog am 16.1.1921 nach Bremen. Am 2.1.1926 wurde sie zusammen mit ihren Kindern eingebürgert.
1922 lebte sie mit den Kindern in der Hardenbergstraße 75. Nach einem Selbstmordversuch, zunächst mit Gift, dann mit einem Messer, wurde sie mit dem Sanitätsauto in die Bremer Nervenheilanstalt gebracht und nach drei Wochen als „ungeheilt“ entlassen. Aufgrund ihrer Ruhelosigkeit wurde sie erneut eingewiesen und blieb mit einer kurzen Unterbrechung für drei Jahre im St.Jürgen-Asyl in Ellen (heute Klinikum-Ost). Die amtliche Fürsorgestelle kümmerte sich um die Unterbringung der Kinder. Ein Rechtspfleger sorgte für die Haushaltsauflösung.
Ab 1931 sind verschiedene Wohnadressen bekannt, ab Oktober 1934 in der Sommerstraße 39. Johanne Sauerbaums Schwester lebte außerhalb Bremens. Nach einem Besuch bei der Schwester zeigte sie psychisch auffälliges Verhalten. Im Oktober 1937 wurde sie erneut in die Klinik eingewiesen. In den folgenden Jahren wechselten sich lange Phasen manischen Verhaltens und starke Stimmungsschwankungen ab.
Nach der Bombardierung der Bremer Nervenklinik 1943 wurde Johanne Sauerbaum am 9.12.1943 mit über 300 weiteren Patienten in die „Heil- und Pflegeanstalt“ Meseritz-Obrawalde „verlegt“. Die meisten der dorthin verlegten Patienten wurden mit überdosierter Medikamentengabe ermordet oder verhungerten. Johanne Sauerbaum starb am 5.4.1944 im Alter von 69 Jahren.
Kornelia Renemann (2024)
Informationsquellen:
StAB Einwohnermeldekartei
Archiv Klinikum Bremen-Ost, Krankenakten
Weitere Informationen:
Glossarbeitrag "Euthanasie" / Zwangssterilisation
Glossarbeitrag "Heilanstalten"