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Adolf Hein, *1872

'SCHUTZHAFT' 1938 KZ SACHSENHAUSEN,
DEPORTIERT 1941 GHETTO MINSK, ERMORDET


Parkstraße 31
Bremen-Schwachhausen

Verlegedatum: 22.10.2024


Parkstraße 31 - Weitere Stolpersteine:


Adolf Hein

Adolf Hein

Familienbiografie
Adolf Hein
Frieda Hein, geb. Ries

Adolf (Adolph) Hein war der Sohn von Heinemann Hein aus Hattingen (gest. 1889) und seiner Ehefrau Philippina, geb. Gumperz, und wurde am 19.6.1872 in Hattingen geboren. Heinemann Hein, langjähriger Vorsteher der Synagogengemeinde Hattingen, wurde im Jahre 1868 zum ersten jüdischen Stadtverordneten in Hattingen gewählt. Er bekleidete dieses Ehrenamt fast 20 Jahre lang bis zum Dezember 1887. Sein Schwiegervater Liefmann Gumperz war ein wohlhabender Kaufmann und Stifter der Synagoge in Hattingen.

Die Eltern von Frieda Hein, geboren am 10.3.1881 in Bremen, waren Moritz Ries (1836-1902) und seine Ehefrau Cäcilie, geb. Brady (1844-1922). Ihr Vater war Kaufmann und hatte ein Agentur- und Kommissionsgeschäft in der Faulenstraße, das nach seinem Tod von seiner Witwe weitergeführt wurde.

Adolph Hein lebte seit 1901 in Bremen. Am 8.9.1905 heiratete er Frieda Ries in Bremen. Das Ehepaar hatte eine Tochter: Ilse-Phillipine, geb. 14.2.1908. Seit 1926 lebte das Ehepaar im eigenen Haus in der Parkstraße 31.

Vermutlich mit seinem Zuzug nach Bremen gründete Adolph Hein ein Damenkonfektionsgeschäft (Adolph Hein & Co.) in der Hutfilterstraße. Im Juli 1930 musste er sein Geschäft aus wirtschaftlichen Gründen schließen. Ursache können die Auswirkungen der Wirtschaftskrise aber auch die Eröffnung des Kaufhauses Brenninkmeyer 1930 in unmittelbarer Nachbarschaft gewesen sein. Er arbeitete daraufhin als selbständiger Handelsvertreter für Wollwaren, Baumwollwaren und Konfektion. Seine Kunden waren überwiegend jüdische Firmen, darunter auch die Kaufhäuser Bamberger und Heymann & Neumann in Bremen. Er war ständig auf Reisen. Zeitzeugen berichteten, dass er durch sein freundliches Wesen und seine geschäftliche Korrektheit gute Umsätze erzielen konnte.

Mit dem Beginn des Boykotts jüdischer Geschäfte ab 1933 verlor auch Adolf Hein zunehmend seine Geschäftsgrundlage. Die "Ausschaltung der Juden aus dem Wirtschaftsleben" führte schließlich dazu, dass er am 16.2.1939 sein Gewerbe als Vertreter abmelden musste. Die Legitimationskarten für Vertreter hatten bereits zum 30.9.1938 ihre Gültigkeit verloren.

Im Jahr 1933 veräußerte das Ehepaar das Haus in der Parkstraße 31 und zog zum 1.12. in die Schillerstraße 32. In der Novemberpogromnacht wurde Adolf Hein am 9./10.11.1938 verhaftet und tags darauf in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert. Sein Entlassungsdatum ist nicht bekannt. In unmittelbarer zeitlicher Nähe fällt der Auszug aus der Wohnung in der Schillerstraße und die vermutlich zwangsweise Einweisung in das "Judenhaus" Bornstraße 5.

Am 18.11.1941 wurde das Ehepaar Adolf und Frieda Hein von Bremen aus in das Ghetto Minsk deportiert. Dort wurden sie ermordet: sofern sie nicht den unmenschlichen Lebensbedingungen im Ghetto erlagen, fielen sie einer der Massenmordaktionen, die einen Höhepunkt in der Vernichtung des überwiegenden Teils der Bewohner des "Sonderghettos" am 28./29.7.1942 fand, zum Opfer.

Nach ihrer Deportation wurden Mobiliar und Einrichtungsgegenstände von der Gestapo beschlagnahmt. Dem Wirtschaftsamt Bremen wurde die Versteigerung übertragen. Sie fand in Luers Tivoli in Hemelingen (heute Aladin) statt. Der Erlös ging an das Deutsche Reich.

Ihre Tochter Ilse-Phillipine, die im Kaufhaus Bamberger als Verkäuferin und Dolmetscherin arbeitete, flüchtete am 2.3.1940 nach Rhodesien (heute Zimbabwe). Dort heiratete sie in Bulayawo am 10.4.1940 Heinz Goldschmidt.

Peter Christoffersen (2024)

Informationsquellen:
Staatsarchiv Bremen, Akte 4,54-E10939 u. E10940, 4,54-Ra3, Einwohnermeldekartei
Bremer Adressbuch 1904 u.a.
Thomas Weiß, "Diese Tränen werde ich nie vergessen...", Stadtarchiv Hattingen 2006
www.zjc.org.il/bulawayo-marriage-ketuboth/

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Minsk