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Golda Herzberg, *1884

deportiert 1941
ermordet in Minsk


Scharnhorststr. 121
Bremen-Schwachhausen


Scharnhorststr. 121 - Weitere Stolpersteine:


Golda Herzberg


Golda Herzberg, geboren am 13.10.1884 in Sachsenhagen, war ledig geblieben. Sie arbeitete als Laden- und Hausgehilfin bei dem Kaufmann Alfred Heinemann, der ein alteingesessenes Manufakturwarengeschäft in der Huntestraße 26 in Wildeshausen führte. Weitere Details über ihr Leben sind nicht bekannt, bis auf eine Mitteilung in den erhalten gebliebenen Unterlagen ihres Arbeitgebers, in der es heißt, die Sozialversicherung des „Fräulein Golda Herzberg“ sei am 12.3.1937 aufgehoben worden.

Bereits seit 1924 hatte die antisemitische Agitation in Wildeshausen deutlich zugenommen, und schon 1930 stellten die Nationalsozialisten und deren politische Verbündete die Hälfte der Mitglieder des Stadtrates und beherrschten das öffentliche Leben der Stadt. 1933 lebten nur noch 20 jüdische Mitbürger in Wildeshausen. Die Umsätze des Geschäftes von Alfred Heinemann sanken ab 1933 kontinuierlich und kamen 1938 „fast vollständig zum Erliegen“.

In der Reichspogromnacht 1938 verschafften sich SA-Männer Zugang zu der Wohnung und dem Geschäft von Alfred Heinemann und beschlagnahmten Bargeld und Wertgegenstände. In der folgenden Zeit zogen sich Alfred Heinemann und Golda Herzberg noch mehr als in den vorangegangenen Jahren aus der Öffentlichkeit zurück. Sie hatten große Mühe, den von Einschränkungen bestimmten Alltag – wie z.B. die nur zu besonderen Zeiten einlösbaren Lebensmittelkarten – zu bewältigen. Im Zuge der Judenvertreibung aus Wildeshausen (siehe Glossar Judenvertreibung aus Oldenburg und Ostfriesland) mussten die letzten zehn Bewohner jüdischen Glaubens Wildeshausen verlassen. Golda Herzberg zog nach Bremen und wurde ebenso wie Alfred Heinemann am 6.4.1940 in das „Judenhaus“ Scharnhorststraße 121 eingewiesen.

Golda Herzberg und Alfred Heinemann wurden am 18.11.1941 in das Ghetto Minsk deportiert. Sie wurden ermordet: Sofern sie nicht den unmenschlichen Lebensbedingungen im Ghetto erlagen, fielen sie einer der Massenmordaktionen zum Opfer, die Ende Juli 1942 begannen.

Barbara Ebeling (2017)

Informationsquellen:
StA Bremen 4,54-E10421
Eckardt, Albrecht: Wildeshausen. Geschichte der Stadt von den Anfängen bis zum ausgehenden 20. Jahrhundert, Oldenburg 1999, S. 780 ff.
Meiners, Werner: Geschichte der Juden in Wildeshausen, Oldenburg 1988
Obenaus, Herbert (Hrsg.): Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen, Göttingen 2005, S. 1548 ff.

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Judenvertreibung Ostfriesland / Oldenburg
Glossarbeitrag Minsk