Henriette de Vries, geb. Grünberg, *1875
Flucht 1939 nach Holland interniert im Lager Westerbork
ermordet in Auschwitz
Kreuzstr. 43/51
Bremen-Mitte
Kreuzstr. 43/51 - Weitere Stolpersteine:
Henriette de Vries
Henriette Grünberg wurde am 30.3.1875 in Lingen geboren. Ihre Eltern hießen Nathan Grünberg und Rosalia, geborene Meyer. Sie heiratete am 16.11.1894 den Viehhändler Moses de Vries, geboren 26.4.1858 in Leer. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. Rosalie (geb. 22.8.1895 in Leer), Paul (geb. 21.4.1900 in Berne) und Hans (geb. 31.5.1906 in Bremen).
Bis 1898 lebte die Familie in Leer, danach in Berne und ab 13.4.1905 in Bremen. Sie wohnten vom 23.3.1909 bis zum 1.7.1933 in der Brückenstraße 35, die in der Nähe der heutigen Wilhelm-Kaisen-Brücke verlief. Die Wohnung bestand aus vier Zimmern mit Bad und hatte sogar schon Zentralheizung. Henriette de Vries trug durch Zimmervermietung zum Familieneinkommen bei. Moses de Vries arbeitete als Ein- und Verkaufsvermittler auf dem Bremer Schlachthof und bei Bauern in der Umgebung. Nach 1933 bezeichnete er sich als Kleinrentner. Die Familie zog am 1.7.1933 in eine kleinere Wohnung in die Brückenstraße 24 um.
Nach den Ereignissen in der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 lösten Henriette und Moses de Vries ihre Wohnung auf, nachdem sie die Einrichtung zu Schleuderpreisen veräußert hatten. Auf der Einwohnermeldekarte ist vermerkt: „Eheleute leben seit 23.11.38 getrennt“: Bis zur Flucht zum Sohn Paul, der seit dem 1.8.1933 in den Niederlanden lebte, wohnte Moses de Vries im Jüdischen Altersheim in der Gröpelinger Heerstraße 167, Henriette de Vries in der Kreuzstraße 43/51. Am 26.6.1940 starb Moses de Vries in Rotterdam. Seine Witwe wurde am 3.10.1942 in das Sammellager Westerbork deportiert, von dort aus am 18.1.1944 in das Ghetto Theresienstadt und am 18.5.1944 weiter in das Vernichtungslager Auschwitz und dort am 7.7.1944 ermordet.
Der Sohn Hans war am 7.7.1937 nach Herne umgezogen. Vom 10.11.1938 bis zum 7.12.1938 war er im Konzentrationslager Sachsenhausen interniert, danach gelang ihm am 20.12.1938 die Flucht in die Niederlande. Das ermöglichte aber auch ihm kein Überleben; er wurde von dort deportiert und am 17.8.1942 im Vernichtungslager Auschwitz ermordet. Die Tochter Rosalie, verheiratete Romann, die ebenfalls in Herne gelebt hatte, wurde am 28.4.1942 in das Ghetto Zamosc/ Polen deportiert, wo sich ihre Spur verliert. Einzig Sohn Paul und Enkel Werner – der Sohn ihrer Tochter Rosalie – überlebten.
Barbara Ebeling (2016)
Informationsquelle:
StA Bremen 4,54-E 10753, Einwohnermeldekartei
Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Westerbork
Glossarbeitrag Theresienstadt
Glossarbeitrag Auschwitz